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Erzbistum Paderborn
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© Besim Mazhiqi/Erzbistum Paderborn

„Monumentaler Ort deutscher Geschichte“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht Festakt zum 1.200-jährigen Jubiläum des ehemaligen Benediktinerklosters Corvey

„Wo, wenn nicht hier, sollte ein Bundespräsident heute sein?“ Diese Frage stellte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Sonntag, 25. September 2022, rund 300 geladenen Gäste im Kaisersaal des Schlosses Corvey. Anlass war der Festakt zum 1.200-jährigen Jubiläum des früheren Benediktinerklosters Corvey, dessen herausragende Bedeutung das deutsche Staatsoberhaupt mit seinem Besuch würdigte. Am 25. September 822 gründeten Benediktiner aus dem französischen Corbie das Kloster Corvey an der Weser – als Leuchtturm der Christianisierung prägte es bis ins 12. Jahrhundert Religion, Bildung und Politik. Weihbischof Dr. Dominicus Meier OSB feierte vor dem Festakt in der früheren Abteikirche mit Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek und Abbé Jean-Marc Boissard aus Corbie einen Wortgottesdienst.

Dank seiner Klosterschule war Corvey auch ein Zentrum für Bildung und Wissenschaft. Der heilige Benedikt unterstreiche in seiner Regel die Gemeinschaftlichkeit des Lernens, sagte Weihbischof Dr. Dominicus Meier OSB im Gottesdienst. „Vor 1.200 Jahren kamen die ersten Mönche nach Corvey, um einen Lebensort zu gestalten und eine ‚Schule des Glaubens‘ zu gründen“, so Weihbischof Dominicus, der von 2001 bis 2013 Abt im Benediktinerkloster Königsmünster Meschede war. Über Jahrhunderte seien die Mönche in Corvey „Lehrer einer ganzen Region in einer Schule des Lebens“ gewesen. Lernen sei das „Hineinwachsen in jenen Sinnentwurf, den Gott von jedem Menschen gemacht hat und der am Anfang unserer Geschichte steht“, zeigte sich Weihbischof Dominicus überzeugt.

Welterbe Ehre und Auftrag zugleich

Für Bundespräsident Steinmeier war es nicht der erste Besuch in Corvey: Das ehemalige Kloster wurde 2014 erste und bisher einzige UNESCO-Welterbestätte in Westfalen. Als damaliger Außenminister überreichte Steinmeier die Urkunde an die beiden Eigentümer: das herzogliche Haus von Ratibor und Corvey, seit 1834 Eigentümer der Schlossanlage, und die Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus. Deren Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek leitet den Pastoralverbund Corvey und die Steuerungsgruppe, die das Jubiläum vorbereitet hat.

„Unsere Rolle als UNESCO-Welterbe ist uns Ehre und Auftrag zugleich“, versicherte Viktor Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey in seiner Begrüßung im Kaisersaal. Das Jubiläum sei vor allem ein „Jubiläum der Kirche in Europa“, sagte er angesichts der Bedeutung des Klosters für die Christianisierung. „Das Licht der Gründung Corveys sollte sehr bald leuchten, als Ort, wo der Himmel die Erde berührt“, erinnerte Pfarrdechant Dr. Krismanek an das Leitwort des Jubiläums. Corvey sei auch heute ein wichtiger Anziehungspunkt – als Ort des Gottesdienstes und vieler kultureller Veranstaltungen.

Sprechende Brücke zur Vergangenheit

Corvey sei ein „monumentaler Ort deutscher Geschichte und ein einzigartiges Denkmal der Kulturgeschichte“, würdigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die ehemalige Reichsabtei. Dabei sei das Kloster nie nur ein geographischer Ort gewesen, sondern habe für einen Wertekanon gestanden. Corvey sei eine Brücke zur Vergangenheit, die uns heute noch etwas zu sagen habe. „Gerade jetzt in Zeiten des Krieges und der Verunsicherung brauchen wir solche Orte, an denen wir uns in unserer Verschiedenheit begegnen und verständigen können. So kann ein Bewusstsein von Zusammengehörigkeit entstehen, das unsere Gesellschaft so dringend braucht“, erklärte der Bundespräsident. Orte wie Corvey als „geistige und kulturelle Kraftquelle“ würden Menschen helfen, die auf der Suche nach Antworten seien. „Ich bin und bleibe diesem Ort verbunden“, bekräftigte Steinmeier, der nur wenige Kilometer entfernt aufgewachsen ist.

Auch Ina Scharrenbach, NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, würdigte Corvey als Ort und Welterbe: Die Geschichte Corveys zeige, dass Veränderungen von der Gesellschaft gestaltet werden könnten, hielt die Ministerin fest. Jede Welterbestätte wie  Corvey rufe dazu auf, „Sorge dafür zu tragen, das Erbe dieser Welt zu bewahren“. Sowohl die Ministerin als auch der Bundespräsident machten darauf aufmerksam, dass auch der Dichter der deutschen Nationalhymne Spuren in Corvey hinterlassen hat: Hoffmann von Fallersleben war Mitte des 19. Jahrhunderts Bibliothekar bei Viktor dem I. Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey.

© Besim Mazhiqi/Erzbistum Paderborn
V.l.: NRW-Ministerin Ina Scharrenbach, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Weihbischof Dr. Dominicus Meier OSB beim Festakt.

Johanneschor ersteht virtuell in alter Pracht

Mit Professor Dr. Elmar Salmann, Emeritus der Päpstlichen Universitäten Sant‘Anselmo und Gregoriana, hielt ein weiterer Benediktiner die Festrede und führte kurzweilig durch Aspekte der Geschichte seiner Ordensbrüder in Corvey. So sei der Wandertrieb des Mönchtums die Voraussetzung gewesen, dass so viele Klöster im Mittelalter entstehen konnten. Auch Corvey hätte in seiner Geschichte unter politischen Unruhen zu leiden gehabt: Im 30-jährigen Krieg sei Höxter etwa protestantisch gewesen, die Abtei Corvey jedoch katholisch.

Nach dem Festakt erwartete Bundespräsident Steinmeier im imposanten Johanneschor des karolingischen Westwerks, dem „Herz des Welterbes“, eine beeindruckende Demonstration: Professor Dr. Christoph Stiegemann, Leiter des wissenschaftlichen Kompetenzteams in Corvey, und Projektleiterin Annika Pröbe präsentierten dem Bundespräsidenten, wie künftig mittels Digital-Technologie die ursprüngliche Farbigkeit und bauplastische Ausgestaltung des Johanneschors virtuell neu erstehen – ein revolutionärer Beitrag zur Erschließung der Geschichte des Welterbes.

Ein Jahr volles Programm

In Corvey wird nun ein ganzes Jubiläumsjahr gefeiert: Mehr als 30 Veranstaltungen von Kirchenmusik bis Kultur stehen bis November 2023 auf dem Plan. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, hält am 5. Februar 2023 die Festansprache zur ökumenischen Ansgar-Vesper. Von April bis November 2023 können Interessierte in der hochkarätig besetzten Vortragsreihe „Zeitreise“ in der ehemaligen Abteikirche der Bedeutung und Geschichte Corveys nachspüren.

Wo der Himmel die Erde berührt

Die Schirmherrschaft für das Jubiläumsjahr in Corvey hat der Paderborner Erzbischof übernommen. Das Jubiläum steht unter dem Leitwort „1200 Jahre Corvey – wo der Himmel die Erde berührt. Einladung in die Himmelsstadt“ – Angelika Gabriel aus Borgentreich konnte sich mit ihrem Vorschlag in einem Mottowettbewerb durchsetzen. Zum Jubiläum hat das Bundesfinanzministerium auf Initiative von Ditmar Fischer aus Stahle zudem eine 20-Euro-Sammlermünze herausgegeben, die bereits Mitte September im Kaisersaal des Schlosses präsentiert wurde.

Hintergrund: Corvey und seine Geschichte

Als Kaiser Ludwig der Fromme dem 822 gegründeten Kloster „Nova Corbeia“ Privilegien und weiteren Grundbesitz gewährte, entwickelte sich die Reichsabtei schnell zu einem geistigen, wirtschaftlichen und kulturellen Leuchtturm mit großer Ausstrahlung. Die strategisch günstige Lage am Weserufer trug zudem dazu bei, dass Corvey zu einem der einflussreichsten Klöster im Frankenreich gehörte. Durch ihre Klosterbibliothek, ihr Skriptorium und ihre Schule war Corvey eine der bedeutendsten Vermittlerinnen christlicher Kultur im Mittelalter. Die große und barocke heutige Schlossanlage im Norden der ehemaligen Abteikirche ist die nach dem 30-jährigen Krieg wiederaufgebaute Abtei. Seit 1794 war Corvey Fürstbistum, im Zuge der Säkularisation wurde es dann ein weltliches Fürstentum.

 

Ein Beitrag von:
Redakteurin Team Presse

Maria Aßhauer

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