Geprägt war Papst em. Benedikt XVI. vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965), an dem er als junger Theologieprofessor teilnahm. Bei der dort begonnenen Erneuerung der Kirche hat er in der nachkonziliaren Zeit eine große Rolle eingenommen. Dabei deutete er das Konzil immer vor dem Hintergrund der umfassenden theologischen und spirituellen Tradition der Kirche. „Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen“, sagte er 2012 in einer Predigt zum „Jahr des Glaubens“. „Es hat sich vielmehr darum bemüht, dafür zu sorgen, dass derselbe Glaube im Heute weiter gelebt werde.“
Weltjugendtag in Köln
Er gab seinem Pontifikat sein ganz persönliches Profil, und doch verstand sich Papst em. Benedikt XVI. als Nachfolger des heiligen Johannes Paul II.. Eine Kirche, die der Lehre und dem Beispiel von Johannes Paul II. folge, brauche keine Angst vor der Zukunft zu haben, sagte er vor den wahlberechtigten Kardinälen in der Sixtinischen Kapelle. Für die ganze Welt sichtbar wurde diese Haltung bei seinem Besuch anlässlich des Weltjugendtages 2005 in Köln, wo Papst Benedikt XVI. mit jungen Menschen aus der ganzen Welt ein Fest des Glaubens feierte – ganz in der Tradition seines bei der Jugend so beliebten Amtsvorgängers und doch auf seine ganz eigene demütige Art. Sein Amtsverzicht, den er am 11. Februar 2013 bekannt gab und am 28. Februar 2013 vollzog, machte ein letztes Mal in imponierender Weise deutlich, dass sein Leben auf das Wohl der Kirche ausgerichtet war.
In Erinnerung bleibt mir das Requiem für den 2002 verstorbenen Paderborner Erzbischof Johannes Joachim Kardinal Degenhardt, das der damalige Kardinal Joseph Ratzinger auf bewegende Art leitete.
Auch als emeritierter Papst war Benedikt XVI. für die Kirche wichtig: als Gesprächspartner und durch sein Gebet für die Menschen, die Welt und die Kirche.
Die Kirche verliert mit Papst em. Benedikt XVI. einen Menschen, dessen Vielfalt an Begabungen und Interessen unserer Kirche und darüber hinaus der Weltgemeinschaft geschenkt wurde. In Schmerz, aber auch mit Dankbarkeit nehmen wir Abschied von einem Zeugen der frohen Botschaft Jesu Christi, einem großen Theologen und einem bedeutenden Intellektuellen unserer Zeit. Wir werden des verstorbenen emeritierten Papstes in diesen Tagen im Gebet und bei der Feier der Eucharistie gedenken. Möge Jesus Christus, der Gute Hirt, ihm vergelten, was er der Kirche und der Welt in den langen Jahren seines Einsatzes gegeben hat!