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Erzbistum Paderborn
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© Theresa Meier/Bonifatiuswerk

Neues Altarbild in Corvey als Zeichen der Hoffnung, Versöhnung und Mahnung

Bonifatiuswerk feiert „50 Jahre Nordeuropahilfe“ mit Festakt und Gottesdienst im Weltkulturerbe

Vor der leeren Grabeshöhle steigt ein Schmetterling auf – ein Symbol für die Auferstehung. In der oberen Hälfte des Bildes, das von einer rotgefliesten Mauer dominiert wird, befindet sich ein Fenster. Dort erscheint der auferstandene Jesus: Das neue Hochaltarbild in der ehemaligen Abteikirche im Weltkulturerbe Corvey zeigt eine zeitgenössische Interpretation der Auferstehungsszene. Am Mittwoch ist es im Zuge der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Nordeuropahilfe des Bonifatiuswerkes enthüllt und der Öffentlichkeit vorgestellt worden.

Seit dem 7. April 1945 fehlte das Bild mit der Auferstehungsszene in der katholischen Pfarrkirche St. Stephanus und Vitus Corvey. Das Gemälde wurde damals von einer gewaltigen Druckwelle zerrissen, die bei der Sprengung der Eisenbahnbrücke in Corvey durch deutsche Soldaten entstanden war. Die Fetzen sind seither verschollen. „Wir freuen uns sehr, dass der Bilderzyklus mit dem neuen Osterbild wieder komplett ist. Das Gemälde steht für eine moderne Kunstform in einem barocken Rahmen. Dadurch können wir die für das Christentum zentrale österliche Auferstehungsbotschaft ins Bild und Gespräch bringen“, sagte Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek. Bislang wurde über Ostern das Karfreitagsgemälde mit der Kreuzigungsdarstellung in der Pfarrkirche gezeigt.

Die Initiative zum neuen Bild ging vom Bonifatiuswerk mit Sitz in Paderborn aus. Als der Generalsekretär des katholischen Hilfswerks, Monsignore Georg Austen, von dem Wunsch der Kirchengemeinde erfuhr, das zerstörte Barockgemälde zu ersetzen, machte er sich für einen Neuanschaffung stark. „Dank zweckgebundener Spenden und dank der Unterstützung des Erzbistums Paderborn, der Kirchengemeinde und weiterer Förderer konnten wir als Bonifatiuswerk die Anschaffung des Werkes an diesem historisch so wichtigen Ort aus Anlass unseres Jubiläums ermöglichen und es der Gemeinde als Geschenk überreichen“, erklärte Monsignore Austen. Ganz bewusst wurde der 25. September, der Gründungstag der 822 gegründeten ehemaligen Benediktinerabtei, als Enthüllungstermin gewählt. „Für uns ist der 50. Geburtstag der Hilfe in Nordeuropa, wo wir als Weltkirche gemeinsam verbunden sind, einerseits Anlass, sich der Herkunft zu vergewissern. Deswegen sind wir an diesem wichtigen Ort in Corvey, von dem aus der heilige Ansgar sich im 9. Jahrhundert nach Norden auf den Weg machte, um das Evangelium zu verkünden. Andererseits haben wir zu einem internationalen Vernetzungstreffen mit Ansprechpartnern aus der Jugendpastoral eingeladen und wollen dies nutzen, um uns auszutauschen und zu erkunden, wie wir dem Evangelium in der Diaspora gemeinsam eine Gestalt geben können – im Lernen von- und miteinander. Und natürlich brauchen wir einen mutigen und zuversichtlichen Aufbruch ins Jetzt“, sagte Monsignore Austen bei der Enthüllung des Altarbildes.

Zuvor war in der Pfarrkirche St. Stephanus und Vitus ein Gottesdienst gefeiert worden, an dem neben dem Kopenhagener Bischof Ceslaw Kozon auch Bischof Viktors Stulpins, Vorsitzender der Lettischen Bischofskonferenz, sowie der Paderborner Generalvikar Thomas Dornseifer teilnahmen. Am Abend wurde das 50-jährige Bestehen der Nordeuropahilfe bei einem Festakt mit internationalen Gästen aus Kirche, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur gefeiert. Zu Gast waren unter anderem die Botschafterinnen und Botschafter aus Schweden, Estland, Lettland und Litauen.

Dem Künstler Thomas Jessen sei es gelungen, betonte Monsignore Austen, eine zeitgerechte Darstellung des für den christlichen Glauben so zentralen Mysteriums zu schaffen, das ein Hoffnungszeichen für den Sieg des Lebens über den Tod sei, ganz besonders in dieser von Krieg, Not und Leid geprägten Zeit. Nur wer sich seiner Herkunft bewusst sei, habe Zukunft, sagte Monsignore Austen: „Das alte Altarbild ist im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Mit dem neuen wollen wir ein Zeichen der Versöhnung und Mahnung gegen Menschenverachtung, Krieg und die Fratze des Nationalsozialismus setzen. Der Dreh- und Angelpunkt des christlichen Glaubens ist das Leben, das Leben aus dem Tod. Es geht auch heute darum, aufzustehen und die Stimme zu erheben für das Leben, überall dort, wo es bedroht ist, sowie die Hoffnung wachzuhalten, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.“

Das neue, 4,50 Meter hohe und 3,50 Meter breite Bild, ist Teil eines nun wieder sechs Werke umfassenden Bilderrhythmus, der neben dem neuen Osterbild ein Karfreitagsgemälde mit der Kreuzigung Jesu, zwei Pfingstmotive sowie Bilder mit der Himmelfahrt Mariens und der Geburt Jesu beinhaltet. Die Gemälde werden passend zum liturgischen Kalender über ein eigens entwickeltes Rollensystem ausgewechselt. An dem neuen Gemälde hat der Künstler Thomas Jessen fünf Monate gearbeitet. „Kirche und der christliche Glaube sind meine DNA“, sagte der 65-Jährige. Er ist Sohn eines evangelischen Pfarrers, der später zum katholischen Glauben konvertierte und mit Zustimmung des Papstes katholischer Priester wurde. Einen Namen gemacht hat sich der im Sauerland lebende Künstler unter anderem mit kirchlichen Auftragsarbeiten. Jessen: „Die Herausforderung hier in Corvey ist für mich gewesen, etwas zu schaffen, das dem Ganzen vor Ort mit dem barocken Altar nicht widerspricht. So, als ob es schon immer da war – und trotzdem neu und von heute.“ Das neue Bild, das zur Diskussion anregen solle, ist noch bis zum 31. Oktober 2024 in der Pfarrkirche zu sehen.

Hintergrund

Der 65-jährige Künstler Thomas Jessen aus dem Sauerland geht das Thema „Auferstehung“ auf unkonventionelle Art und Weise an. Er zeigt nicht den barocken Bildtypus des zum Himmel auffahrenden Gottessohnes, sondern im unteren Teil der Leinwand das leere Grab als dunkle Öffnung in einer Mauerwand. Der blühende Forsythienbusch verweist auf das wiedererwachte Leben. Die rechts neben der Grabesöffnung im Relief erscheinenden Frauen sind der sogenannten Reiderschen Tafel entnommen, einem spätantiken Elfenbeinrelief mit einer der frühesten Osterdarstellungen der Kunstgeschichte. Vor ihnen steht eine Restauratorin, die konservatorische Arbeiten am Altar ausführt und hier Modell gestanden hat.

Wie der Künstler mit seinem Altarbild so soll die Restauratorin durch ihre Arbeit den Betrachtenden den Zugang zur „Auferstehung“ eröffnen, dem zentralen Mysterium des christlichen Glaubens. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt ein Lamm, das die Opferdimension des Kreuzestodes vergegenwärtigt. Den oberen Bereich der zweigeteilten Komposition nimmt ein Fenster in geschweifter Form ein, in dem zwei männliche Gestalten erscheinen, wobei die vordere frontal mit aufgestützten Armen, die hintere leicht nach außen gewendet und mit an den Mund gehobener Wasserflasche gezeigt wird. Erstere verweist auf die Göttlichkeit des Menschensohns, letztere auf die menschliche Natur Jesu. Im Hintergrund vervollständigt ein (Oster-)Feuer die Darstellung, das als Licht der Auferstehung gedeutet werden kann. Das Motiv des Fensters in seiner geschweiften Form nimmt Bezug auf Vorgaben barocker Architektur, ebenso hat die lichtdurchwirkte Darstellung des Auferstandenen ihren Bezugspunkt in dynamisch bewegten Kompositionen barocker Malerei.

Text: Bonifatiuswerk

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