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Erzbistum Paderborn
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© Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn

„Nicht an der Wirklichkeit vorbei leben“

Ständige Diakone des Erzbistums Paderborn begegnen Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz / Gottesdienst und Impulsvortrag bei Jahrestagung / Wahl zum Diakonenrat des Erzbistums

Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz rief die Ständigen Diakone des Erzbistums Paderborn dazu auf, „nicht an der Wirklichkeit vorbeizuleben“ – so ist der Impulsvortrag des Paderborner Erzbischofs überschrieben, den er bei der Jahrestagung der Ständigen Diakone am Samstag, 31. August 2024, hielt. 70 Ständige Diakone aus dem ganzen Erzbistum nutzten – teilweise mit ihren Ehefrauen – das Treffen im Collegium Leoninum, um mit dem Paderborner Erzbischof Gottesdienst zu feiern und ihn kennen zu lernen, sowie um mit Erzbischof Dr. Bentz über seine von der jüngsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung ausgehenden Ausführungen zum Ständigen Diakonat zu diskutieren. Am Ende der Jahrestagung wählten die Ständigen Diakonen die neuen Mitglieder des Diakonenrates des Erzbistums Paderborn.

„Ich kann Gott entdecken inmitten der Wirklichkeit – und sonst nirgends“, betonte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz in seinem Vortrag im Erzbischöflichen Priesterseminar Paderborn. Das bedeute zugleich, dass ein Mensch an der Wirklichkeit vorbei nicht geistlich sein könne. Um geistlich sein zu können, komme es darauf an, an die Wirklichkeit und damit das tatsächliche Leben anschlussfähig zu sein.

„Wirklichkeit“ im Licht der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung

Ausgehend von der im November 2023 vorgestellten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung umriss Erzbischof Dr. Bentz die „Wirklichkeit“: Den Katholikinnen und Katholiken gehe es mit ihrer Kirche „nicht gut“. Die Studie bestätige Erosionstendenzen im Blick auf die Verbundenheit mit der Kirche: Lediglich vier Prozent der Katholiken verstehen sich noch als kirchennah, 30 Prozent seien kritisch kirchenverbunden, 30 Prozent kirchendistanziert, der Rest der Katholiken sei unreligiös. Die „allgemeine Religiosität“ sei in der Gesellschaft rückläufig, 38 Prozent der Menschen würden der Religion keinerlei Bedeutung für ihre Lebensbereiche zumessen, 40 Prozent nur wenig Bedeutung.

Die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung zeige zugleich, dass die Kirche immer noch eine hohe soziale Reichweite habe, führte Erzbischof Dr. Bentz weiter aus. „Den Kirchen wird keine Gleichgültigkeit entgegengebracht, sondern hohe Erwartungen werden an sie gestellt. Noch immer erreicht sie mit ihren Einrichtungen viele Menschen in der Gesellschaft und das Pastorale Personal ist bekannt.“ Soziales Engagement werde von den Kirchen erwartet, 78 Prozent der Konfessionslosen und 92 Prozent der Katholiken stimmen zu, dass die Kirche soziale Beratungsstellen unterhalten soll. Eine große Mehrheit der Katholiken mache eine Austrittsentscheidung von einem möglichen Veränderungswillen der Kirche abhängig.

Wirklichkeit „geistlich leben“

Eine mögliche Reaktion auf diese Wirklichkeit und Realität sei „Angst“, einige kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden sich zurückziehen, sich abschließen, würden versuchen, den Status mit aller Gewalt zu halten, führte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz aus. Im Gegensatz dazu rief er dazu auf: „Der Christ kann und darf der ganzen Wirklichkeit, in die er hineingestellt sind, nicht ausweichen.“ Durch den Rückzug in eine fromme Innerlichkeit könne zwar versucht werden, die Realitäten auszublenden, doch werde ein Mensch dadurch nicht christlicher, geistlicher oder spiritueller, zeigte sich Erzbischof Dr. Bentz gewiss. Die Flucht in kleine Wohlfühlzirkel, wo Gleichgesinnte unter Gleichgesinnten seien, die Flucht der Kirche „in die Sakristei“, die Flucht in eine Kontrastgesellschaft seien keine Optionen. Die tiefste – geistliche – Überzeugung von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz: „An der Wirklichkeit vorbei kann man nicht geistlich leben. Die Realität, so bitter sie ist, ist das einzige ‚Material‘, an der wir Glaube, Hoffnung und Liebe leben können.“

Zeuge sein – den Glauben authentisch leben

Erzbischof Dr. Bentz rief dazu auf, die Wirklichkeit zu sehen und sie an sich selbst heranzulassen. Die Wirklichkeit an sich heranzulassen, bedeute auch, anzunehmen, dass etwas nun so ist, wie es ist: Einem Agnostiker fehle Gott nicht, ein Mensch, der Gott vergessen habe und der sogar vergessen habe, dass er Gott vergessen hat, dem fehle auch tatsächlich nichts. „Diese Wirklichkeit muss anerkannt werden und akzeptiert werden.“ Der Paderborner Erzbischof benannte die Konsequenz: „Alles, was wir in der Pastoral anbieten, muss so angeboten werden, dass es die Freiheit des Menschen ernst nimmt, dass der andere frei entscheiden kann, ob er das Angebot annimmt.“

Ausgehend von der Überzeugung „Gott umarmt uns durch die Wirklichkeit“ und der Aufforderung des heiligen Ignatius „Gott finden in allen Dingen“ ermutigte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz zur ehrlichen Beantwortung der Frage, was Menschen wirklich brauchen und was Christen ihnen vom Evangelium her geben können. Es müsse auf die wirklichen Lebensfragen der Menschen gehört werden: „Was dient jetzt dem Menschen, mit dem ich jetzt zu tun habe?“

Der Paderborner Erzbischof warb für die Begegnung von Angesicht zu Angesicht, „face to face“: „Gesucht ist der Zeuge, derjenige, der etwas erfahren hat, der authentisch selbst den Glauben lebt.“ Es komme darauf an, das eigene Leben und den eigenen Glauben als Brücke zu den Menschen zu wählen. Wer nah am Menschen sie, habe gute Chancen. „Da, wo wir gut in Kontakt mit Menschen sind, da besteht die Chance, dass wir unsere Botschaft auch anbieten können“, erklärte Erzbischof Dr. Bentz. Das unmittelbare Erleben von Menschen, die für die Kirche und den Glauben stehen, eröffne die Möglichkeit, Gott und den Glauben kennen zu lernen.

Ausgehend von der Überzeugung von Papst Benedikt „Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt.“ betonte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz abschließend ermutigend und werbend „Ich bin einer dieser Wege, ich darf einer dieser Wege zu Gott sein. Ich finde Wege zu Gott, wenn ich mich auf den Menschen einlasse. Ich führe Menschen zu Gott, wenn ich mich als Mensch den Menschen zuwende.“

Talente – ein Geschenk Gottes

In seiner Predigt im vorausgehenden Gottesdienst verdeutlichte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, jedem Menschen seien von Gott „Talente“ anvertraut. Diese seien mehr als die einem Menschen von Natur her gegebenen Fähigkeiten und Begabungen: „Die von Gott geschenkten ‚Talente‘ und ‚Charismen‘ sollen eingesetzt werden zum Aufbau der Gemeinde, zum Aufbau des Gottesvolkes, zum Aufbau des Reiches Gottes“, unterstrich der Paderborner Erzbischof. Ein Mensch dürfe „dankbar sein“ für die ihm von Gott geschenkten Talente, er könne erfahren, dass Gott ihm nicht nur etwas zutraue, sondern ihn unterstütze und begleite, ihn „frei-setze“, etwas mit den Gaben Gottes anzufangen.

Erzbischof Dr. Bentz warnte in seiner Predigt davor, sich vom Geschenk der Talente und der damit verbundenen Freiheit lähmen zu lassen, Angst zu haben, nicht das Richtige mit den Talenten zu tun, Verantwortung zu übernehmen. „Wenn ich mich beschenkt weiß von einem Gott, der mir etwas zutraut, dann muss ich auch keine Angst haben, mit den anvertrauten Talenten auch etwas anzufangen“, ermutigte Erzbischof Dr. Bentz. Im Blick auf die Kirche sagte der Paderborner Erzbischof: „Nur bewahren reicht nicht, auch für uns als Kirche“.

dankbar – vertrauensvoll – mutig

Glaube wachse nur, wo er bezeugt und eingebracht werde, bekräftigte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz weiter. „Wir dürfen überzeugt davon sein, dass das, was uns selbst Hoffnung macht, auch anderen Hoffnung machen kann!“ Abschließend rief der Paderborner Erzbischof in seiner Predigt dazu auf, „dankbar, vertrauensvoll und mutig“ zu sein: „Seien wir ‚dankbar‘, dass Gott uns Talente anvertraut hat, seien wir ‚vertrauensvoll‘, dass Gott uns begleitet und unterstützt, seien wir ‚mutig‘, das von Gott uns anvertraute einzusetzen.“

Gewählte Mitglieder des Diakonenrates

Nach der Wahl durch die versammelten Ständigen Diakone und der Auszählung der Briefwähler stehen die Mitglieder des neuen Diakonenrates fest. Der neue Diakonenrat des Erzbistums Paderborn wird gebildet durch die Ständigen Diakone: Josef Bilstein (Pastoraler Raum Lippstadt), Jürgen Franke (Pastoraler Raum An Egge und Lippe), Thomas Huneke (Pastoralverbund Reckenberg Wiedenbrück), Dietmar Kluss (Pastoraler Raum Delbrück-Hövelhof), Richard Knoke (Pfarrei St. Elisabeth Bielefeld), Helmut Krause (Pfarrei St. Barbara Bönen und Heeren), Herbert Rautenstrauch (Pastoraler Raum St. Johannes Baptist Neheim und Vosswinkel) und Thomas Rickert (Pastoraler Raum Schmallenberg-Eslohe).

Aktuell gibt es im Erzbistum Paderborn 169 Ständige Diakone. Im aktiven Dienst sind 125 Ständige Diakone – vier davon sind hauptberuflich in der Kirche tätig. 44 Ständige Diakone sind im Ruhestand. Im Diakonatskreis 2021-2024 bereiten sich sechs Männer auf die Diakonenweihe vor, dem Diakonatskreis 2023-2026 gehören drei Männer an.

Diakonenrat

Der Diakonenrat berät und unterstützt den Erzbischof in Fragen des Ständigen Diakonates. Er wirkt bei der Weiterentwicklung und Förderung des Ständigen Diakonates mit und berücksichtigt dabei in besonderer Weise die Lebensverhältnisse der verheirateten und zivilberuflich tätigen Diakone und ihrer Familien ebenso wie der hauptamtlichen Diakone und der zölibatär lebenden. Der Diakonenrat trägt Mitsorge um die Spiritualität der Ständigen Diakone und ihrer Familien und fördert die Brüderlichkeit unter den Diakonen.

Dem Diakonenrat gehören acht Ständige Diakone an: Der Diözesansprecher sowie sieben weitere Gewählte. Die Gewählten werden durch den Paderborner Erzbischof bestätigt. Wahlen finden alle vier Jahre statt. Der Diakonenrat arbeitet auf Diözesanebene im Priesterrat und im Diözesanpastoralrat mit. Vorsitzender des Diakonenrates ist der Erzbischof, auch der Diözesanbeauftragte für den Ständigen Diakonat im Erzbistum Paderborn – Pastor Andreas Kreutzmann – hat im Diakonenrat ein Stimmrecht.

Stichwort: Diakon

Das Wort Diakon leitet sich vom griechischen Wort „diakonos“ ab und bedeutet „Diener“, „Helfer“. Ein Diakon ist gesandt zur besonderen Nachfolge Christi. Innerhalb der Kirche bekleidet er ein geistliches Amt, den Diakonat. Seine Aufgaben umfassen die Bereiche Gottesdienst (leiturgia – Liturgie), Verkündigung (martyria – Zeugnis) sowie den „Dienst am Nächsten“ (diakonia – Diakonie / Caritas) und damit alle drei Grundvollzüge der Kirche. Für einen Diakon ist der „Dienst am Nächsten“ wesentlich, er ist insbesondere dazu aufgerufen, zu den Armen und Kranken, den „Menschen am Rande“ zu gehen. Die von einem Bischof gespendete sakramentale Weihe zum Diakon ist ein Element des dreigliedrigen Weihesakraments (Diakon – Priester – Bischof), dadurch ist der Diakon in die Gemeinschaft der Geistlichen, den Klerus, eingegliedert.

Diakone assistieren dem Priester bei der Feier der Eucharistie, verkünden dabei das Evangelium und dürfen predigen. Sie können das Sakrament der Taufe spenden, bei der kirchlichen Eheschließung assistieren, Beerdigungen leiten, Wortgottesdienste feiern und die Kommunion spenden. Die Feier der Eucharistie bleibt den Priestern vorbehalten, ebenso wie die Spendung des Sakramentes der Krankensalbung und des Bußsakramentes.

Verheiratete Männer, die 35 Jahre und älter sind, können nach einer entsprechenden Ausbildung und mit Zustimmung ihrer Ehefrau zum Diakon geweiht werden, um als Ständiger Diakon eingesetzt zu werden. Ständige Diakone üben in der Regel zusätzlich zum Seelsorgedienst einen bürgerlichen Beruf aus. Wer ein Zölibatsversprechen ablegt, kann die Diakonenweihe bereits mit 25 Jahren empfangen. Priesteramtskandidaten werden zunächst zum Diakon und dann zum Priester geweiht.

Bei von einem Diakon geleiteten liturgischen Feiern trägt der Diakon als Amtszeichen die Diakonenstola über dem Chorgewand oder der Albe. Die liturgische Kleidung des Diakons bei der Assistenz in der Eucharistiefeier ist die Dalmatik, die wie das priesterliche Messgewand über Albe und Stola getragen wird.

Ein Beitrag von:
Pressereferent Team Presse

Thomas Throenle

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