Es ist der 16. Oktober 2023, Montagmorgen, der erste Schultag nach den Herbstferien, der erste Schultag nach dem mörderischen Terroranschlag der Hamas auf Israel. Nach und nach füllt sich die Grundschule Dinschede in Arnsberg-Oeventrop. Die Kinder in den Klassenzimmern reden durcheinander über das, was sie davon in den Ferien in den Fernsehnachrichten, im Internet und aus den Gesprächen der Erwachsenen mitbekommen haben. Genau dieselben Fragen kursieren im Lehrkräftezimmer. Hast du die Bilder vom Festival gesehen? Wie konnte das nur geschehen? Ob die verschleppte Shani Louk noch lebt? Nur in einem unterscheidet sich die Fragestellung von Kindern und Erwachsenen. Die Lehrkräfte fragen sich auch, was von den schrecklichen Bildern die Schulkinder mitbekommen haben. Und sie stellen sich die Frage, wie mit der Situation umzugehen ist, als Schulgemeinschaft und im Unterricht.
Die Antwort darauf lautet: möglichst offen, im Unterricht, unverzüglich, in der ersten Schulstunde, gleich nach dem Gong. Der beste pädagogische Ansatz ist in diesem Fall, die Kinder erzählen zu lassen und als Lehrkraft nur einzugreifen, wenn eine Fehlinformation berichtigt oder eine Darstellung für das bessere Verständnis um einen wesentlichen Aspekt ergänzt werden muss. Bald beginnen die Kinder, Fragen zu stellen, die der Einordnung dienen: Was sind eigentlich Juden? Sind Judentum und Israel dasselbe? Warum gibt es Streit zwischen Israel und den Palästinensern? Wer ist Hamas? Warum leben die Palästinenser im Gaza-Streifen und im Westjordanland? Was ist Antisemitismus? Gibt es Antisemitismus auch bei uns? Was ist Nationalsozialismus? Was ist ein Konzentrationslager? Warum wurden dort so viele Menschen ermordet?