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Nur Gott sieht das ganze Puzzle des Lebens

Im persönlichen, freien Gebet kommt Pfarrer Daniel Jardzejewski Gott am nächsten

Im persönlichen, freien Gebet kommt Pfarrer Daniel Jardzejewski Gott am nächsten

Was eine Lehrerin nicht alles bewegen kann. Im Fall von Daniel Jardzejewski, Pfarrer des Pastoralen Raumes Wünnenberg-Lichtenau, zum Beispiel, dass er ein ganzes Buch mit Gebeten geschrieben und veröffentlicht hat.

Aber der Reihe nach. Jardzejewski wächst in Küntrop im Sauerland auf.  Beten vor dem Essen und am Abend gehört zum Familienleben dazu, ebenso der Besuch der Sonntagsmesse. In der Oberstufe, mit 17 Jahren, wird Jardzejewski  von seiner Lehrerin des Deutsch-Leistungskurses angesprochen, ob er Gebete für die Schulgottesdienste schreiben könnte, sagt der Pfarrer. Doch er war sich unsicher.

Die Chance des Gebets

In seinen Gebeten verknüpfte er seine persönliche Lebenssituation mit Gott. Mit den Texten würde also sein Inneres, seine Beziehung zu Gott an die Öffentlichkeit gelangen. Seine Mitschüler wüssten Bescheid, was in seinem Seelenleben  los ist. Seine Lehrerin überzeugte ihn, es doch zu tun. Ihr Argument: Es sei eine große Chance, wenn seine Mitschüler erführen, dass das Gebet etwas mit dem eigenen Leben zu tun hat. Also schrieb Jardzejewski die Gebete auf, die er persönlich zu Gott sprach. Er schrieb und schrieb und schrieb, bis es ein richtig großer Sturz an Texten war, wie er sagt.

Nach dem Abitur trat Jardzejewski in Paderborn ins Priesterseminar ein – und gleichzeitig erschien sein Buch „Gottes Atem in mir“ mit einer Sammlung von Gebeten. Es klingt wie eine glatte Geschichte: Der junge Mann aus katholisch-sozialisierter Familie, der seinen Glauben auch in eigenen Gebeten nach außen trägt, macht sich auf den Weg zum Priestertum. Doch so leicht war es nicht.

Als er als Priesteramtskandidat bei der Nachtanbetung um zwei Uhr morgens in der Konviktskirche vor dem Allerheiligsten kniete, überkam ihn ein ungewohntes Gefühl. Er kämpfte mit dem Schlaf und fragte sich innerlich: Was mache ich hier? „Da wollte ich manchmal rauslaufen“, sagt Jardzejewski. Er spürte, dass Glauben eine Beziehung mit Gott ist, in die er immer mehr  hineinwachsen konnte und wollte.

Es gelang ihm. Das freie Gebet sei mittlerweile die intensivste Form für ihn, sagt Jardzejewski heute. Noch immer schreibt er manche Gebete auf, zuletzt gestaltete er zum Beispiel für die Menschen in seiner Pfarrei während der Corona-Krise einen Gebetszettel. Außerdem freue er sich beispielsweise im Urlaub über jede offene Kirche, in der er beten könne. Doch wie gelingt ihm das – frei beten?

„Ich schließe die Augen, versuche mit meinem Atem anzukommen, also mich innerlich zu sammeln, um da zu sein“, sagt Jardzejewski. „Das dauert ein paar Minuten. Dann begrüße ich Gott, lobe ihn, dass er da ist und danke, dass er mir seine Gegenwart schenkt. Dann überlasse ich mich ihm. Was kommt, das kommt.“

Jesus als Freund

Mit Jesus spreche er  wie mit einem guten Freund, so Jardzejewski. Er lässt ihn in sein Leben hineinschauen, wobei er glaubt, dass Jesus sowieso viel tiefer in sein Herz blicke als er selbst. „Ich sehe immer nur die Puzzleteile meines Lebens, die Höhen und Tiefen. Jesus sieht dieses Puzzle ganz – und davor müssen wir gar keine Angst haben.“

Auch für den Alltag hat der Priester neben dem Brevier und der Betrachtung und dem Rosenkranz seine Form des Gebets gefunden: das kurze, persönliche Gespräch mit Gott. Ein Beispiel: Vor unserem Interview, als er aus dem Auto ausgestiegen ist, habe er zu Jesus gesagt: „Ich weiß nicht, was auf mich zukommt. Du musst es einfach leiten und führen durch deinen Geist.“ So ähnlich bete er auch, wenn er zu einer Familie fahre, die einen Toten beklagt. Nach dem Motto: „Es ist deine Kirche, es sind deine Menschen, ich gebe es dir einfach.“

Dein Wille geschehe

Statt eine Macher-Attitüde zu entwickeln, gibt Daniel Jardzejewski bewusst etwas ab. Er folgt damit der Grundeinstellung, die Jesus schon im Vater Unser vorgibt: Dein Wille geschehe. Nicht: mein Wille geschehe.

„Es ist für uns Menschen manchmal ganz schön hart, sich zu trauen, das auszusprechen“, gibt der Pfarrer zu. „Und das in einer Situation, in der jemand im Sterben liegt, eine Krankheit das Leben bedroht oder man sich fragt, ob diese Entscheidung des Lebens die Richtige ist.“

Doch andersherum betrachtet. Was wäre das für ein Gott, der jeden (wirklich jeden!) menschlichen Wunsch erfüllt? Es wäre ein Gott, den wir Menschen verzwecken, meint Jardzejewski. „Gott funktioniert nicht wie ein Automat, bei dem ich oben mein Gebet hineinwerfe und unten das rauskommt, was ich möchte.“ Gott sei in sich souverän. „Doch wenn ich daran glaube, dass Gott die Liebe ist, so wie Jesus es sagt, dann will er für uns nur das Beste. Was das ist, das weiß aber nur Gott in seinem Herzen.“

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