In seinen Gebeten verknüpfte er seine persönliche Lebenssituation mit Gott. Mit den Texten würde also sein Inneres, seine Beziehung zu Gott an die Öffentlichkeit gelangen. Seine Mitschüler wüssten Bescheid, was in seinem Seelenleben los ist. Seine Lehrerin überzeugte ihn, es doch zu tun. Ihr Argument: Es sei eine große Chance, wenn seine Mitschüler erführen, dass das Gebet etwas mit dem eigenen Leben zu tun hat. Also schrieb Jardzejewski die Gebete auf, die er persönlich zu Gott sprach. Er schrieb und schrieb und schrieb, bis es ein richtig großer Sturz an Texten war, wie er sagt.
Nach dem Abitur trat Jardzejewski in Paderborn ins Priesterseminar ein – und gleichzeitig erschien sein Buch „Gottes Atem in mir“ mit einer Sammlung von Gebeten. Es klingt wie eine glatte Geschichte: Der junge Mann aus katholisch-sozialisierter Familie, der seinen Glauben auch in eigenen Gebeten nach außen trägt, macht sich auf den Weg zum Priestertum. Doch so leicht war es nicht.
Als er als Priesteramtskandidat bei der Nachtanbetung um zwei Uhr morgens in der Konviktskirche vor dem Allerheiligsten kniete, überkam ihn ein ungewohntes Gefühl. Er kämpfte mit dem Schlaf und fragte sich innerlich: Was mache ich hier? „Da wollte ich manchmal rauslaufen“, sagt Jardzejewski. Er spürte, dass Glauben eine Beziehung mit Gott ist, in die er immer mehr hineinwachsen konnte und wollte.
Es gelang ihm. Das freie Gebet sei mittlerweile die intensivste Form für ihn, sagt Jardzejewski heute. Noch immer schreibt er manche Gebete auf, zuletzt gestaltete er zum Beispiel für die Menschen in seiner Pfarrei während der Corona-Krise einen Gebetszettel. Außerdem freue er sich beispielsweise im Urlaub über jede offene Kirche, in der er beten könne. Doch wie gelingt ihm das – frei beten?
„Ich schließe die Augen, versuche mit meinem Atem anzukommen, also mich innerlich zu sammeln, um da zu sein“, sagt Jardzejewski. „Das dauert ein paar Minuten. Dann begrüße ich Gott, lobe ihn, dass er da ist und danke, dass er mir seine Gegenwart schenkt. Dann überlasse ich mich ihm. Was kommt, das kommt.“