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Erzbistum Paderborn
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© Erzbistum Paderborn / Dirk Lankowski

Oasen des Glücks und Erlebnisräume des Glaubens schaffen

Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz im Dekanat Lippstadt-Rüthen: Pilgern rund um Kallenhardt, Besuch der Dekanatspastoralkonferenz, Gottesdienst und Begegnungsabend mit Ehrenamtlichen

Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz ist an diesem Freitag im Dekanat Lippstadt-Rüthen unterwegs. Mit dem Bild der „pilgernden Kirche“ im Gepäck will das Dekanatsteam zeigen, dass die Kirche nicht nur räumlich, sondern auch geistlich auf dem Weg ist, neue Antworten auf die aktuellen Herausforderungen zu finden. Der Erzbischof nutzt die Gelegenheit, um die pastorale Arbeit vor Ort kennenzulernen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und sie zu ermutigen, weiterhin aktiv nach neuen Wegen der Begegnung und des Glaubens zu suchen.

Ein Ort des Aufbruchs: Das Pfadfinderzentrum „Eulenspiegel“

Der erste Stopp führt zu einer Großbaustelle zwischen Rüthen und Kallenhardt, wo das neue Pfadfinderzentrum „Eulenspiegel“ der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) entsteht. Die Dimensionen des Projekts beeindrucken: 14 Millionen Euro fließen in das Zentrum, das ein modernes Zuhause für die Pfadfinder und andere Jugendgruppen werden soll – barrierefrei und offen für große Gruppen mit bis zu 100 Gästen, auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen.

„Zeltplatz, Haus, Kapelle St. Georg und Hochseilgarten bilden die zentralen Elemente des Zentrums“, erklärt Thorsten Hasse, DPSG-Diözesankurat, während die Gruppe von DPSG-Geschäftsführer Ulrich Weber durch die Baustelle geführt wird. Weber ergänzt: „Wir wollen uns hier als jugendspirituelles Zentrum aufstellen.“ Der Geist der Pfadfinderschaft – Abenteuer, Gemeinschaft, Glaube – wird an diesem Ort neu gedacht und in die Zukunft getragen. Die Einweihung ist für den 17. Mai 2025 vorgesehen, wenn Erzbischof Bentz das Zentrum offiziell segnen wird.

Pilgern in Kallenhardt: Kirchen, Wege, Inspirationen

Nach dem Besuch auf der Baustelle begibt sich die Gruppe auf eine andere Art von Reise: im Pilger-Planwagen des Projekts „3Klang – Kirchen | Wege | Inspirationen“. Die Fahrt führt rund um Kallenhardt, wo drei Kirchen und spirituelle Wege miteinander vernetzt sind. Das Projekt verbindet die katholische Pfarrkirche St. Clemens, die ehemalige evangelische Erlöserkirche und die Kapelle St. Georg am Eulenspiegel – und schafft so einen Weg für Spiritualität, Begegnung und Inspiration. Gemeindereferentin Hildegard Langer, die das Projekt mit einem ehrenamtlichen Team betreut, berichtet begeistert: „Dieses Projekt lebt von den Menschen, die gemeinsam als Pilger unterwegs sind. Es geht darum, dass sie sich gegenseitig stärken und gut tun. Diese Wege laden ein, sich aufeinander einzulassen und neue spirituelle Erfahrungen zu machen.“

Während die holprigen Wege durch das Sauerland erkundet werden, berichten die Mitarbeitenden des Dekanats von ihrer Arbeit. Dekanatsreferentin Silke Gehrken betont die gute Zusammenarbeit im Dekanatspastoralrat: „Wir sind sehr dankbar für dieses Gremium, das uns hilft, die pastoralen Räume miteinander zu vernetzen.“ Dekanatskirchenmusiker Ralf Borghoff hebt die lebendige Chorarbeit hervor, die insbesondere Jugendliche für die kirchliche Gemeinschaft begeistert. Anna Malik, Dekanatsreferentin für Jugend und Familie, verweist auf neue Projekte: „Wir suchen ständig nach innovativen Wegen, um die Jugendlichen zu erreichen und spirituelle Angebote zu schaffen, die ein Pastoraler Raum alleine nicht stemmen kann.“

In Kallenhardt angekommen, wird der Erzbischof von Gemeindemitgliedern, den Mitgliedern der Pastoralteams und Grundschülern begrüßt. Gemeinsam feiert die Gemeinde eine Andacht in der katholischen Pfarrkirche St. Clemens, während das Licht der „Lichterkirche“ die Atmosphäre erhellt und für eine besondere Stimmung sorgt.

Hier begrüßt Kirchenvorstand Josef Schmitz den Erzbischof und erklärt die Bedeutung der Kirche für die lokale Gemeinschaft: „Unsere Kirche ist ein Raum der Ruhe und Spiritualität, aber auch ein wichtiger Start- oder Endpunkt für viele Pilgerwege.“ Schmitz betont zudem die Bedeutung der Dorfgemeinschaft: „Wir versuchen hier, immer wieder neue Wege der Spiritualität zu gehen – und viel davon passiert durch gemeinschaftliche Dorfarbeit.“ Erzbischof Bentz greift diese Gedanken in seiner Ansprache auf: „Wir sind alle Pilger auf dem Weg, mit Jesus durch die Zeit. Vertraut den neuen Wegen, denn Gott geht sie mit.“

Ich bekomme mehr und mehr ein Gespür für dieses Erzbistum. Es ist so heterogen – mir wird klar, dass es keine einheitliche Strategieentwicklung für alle Dekanate und Pastoralen Räume geben kann.

Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz

Diskussion und Reflexion: Die Dekanatspastoralkonferenz

Der Nachmittag steht im Zeichen des Austauschs. Im Versammlungsraum an der Kapelle St. Georg kommen die Pastoralteams aus den Pastoralen Räumen Warstein, Lippstadt, Geseke-Erwitte und Anröchte-Rüthen zusammen, um Herausforderungen und Ideen zu diskutieren. Besonders die südlichen Gemeinden des Dekanats berichten von den Schwierigkeiten, in flächenmäßig großen Regionen mit sehr vielen Dörfer präsent zu bleiben. Erzbischof Bentz stellt viele Fragen und zeigt sich interessiert an den innovativen Ansätzen vor Ort. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie lebendig der Glaube hier vor Ort ist und wie viel Engagement in ihrer Arbeit steckt“, resümiert er am Ende der Konferenz.

Der Erzbischof Bentz zieht auch eine Zwischenbilanz seiner bisherigen Dekanatsbesuche. „Ich bekomme mehr und mehr ein Gespür für dieses Erzbistum“, sagt er. „Es ist so heterogen – mir wird klar, dass es keine einheitliche Strategieentwicklung für alle Dekanate und Pastoralen Räume geben kann.“ Diese Erkenntnis, so erklärt er weiter, sei auch mit einer „Kontrasterfahrung“ verbunden: Die Unterschiede zwischen den Regionen seien so groß, dass vor Ort notwendige Entwicklungen zu gefühlten Ungerechtigkeiten führen könnten, wenn einzelne Gebiete mehr oder andere Unterstützung des Erzbistums benötigten. „Das kann ein schwerer Lernprozess werden“, merkt er an, „aber es macht mir Mut, dass Sie gestalten wollen und deutlich machen, dass wir gemeinsam unterwegs sind.“

Wir können Oasen des Glücks und Erlebnisräume unseres Glaubens als Kirche schaffen und so von der Liebe Gottes erzählen.

Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz

Der Glaube als Fest

Im Gottesdienst in der Stadtkirche St. Petri in Geseke widmet sich der Erzbischof in seiner Predigt den „stillen Krisen“ der Gesellschaft, wie Bildungschaos oder wachsende Einsamkeit. „Die Krisenstimmung in unserer Kirche setz uns zu“, stellt er fest. Zunehmend erlebe man Müdigkeit, Lähmung und sogar latente Aggression. „Diese Krisen überfordern unsere Engagierten“, sagt Erzbischof Bentz.

Doch Bentz bleibt nicht bei der Krisenanalyse stehen, sondern lenkt den Blick auf die zentrale Botschaft des Glaubens: „Unser Glaube ist kein ständiges ‚du sollst, du musst, du kannst‘. Vielmehr ist er ein Fest des Lebens, eine Zusage Gottes. Jesus sagt uns, dass wir angenommen, gewollt und geliebt sind.“ Der Erzbischof rückt den Sonntag als Ausgangspunkt der Woche in den Mittelpunkt. „Die Woche beginnt nicht mit dem Montag, mit Arbeit und Leistung. Sie beginnt mit dem Sonntag – mit einem Fest.“ Der Sonntag, so Bentz, sei ein Tag der Freude an der Gemeinschaft, am Miteinander und an der Schöpfung. „Es ist eine Einladung zur Freude, zur Erholung und zur Erneuerung.“ Er fordert die Gläubigen auf, den Sonntag wieder bewusster als Start in die Woche wahrzunehmen – als einen Tag, der uns daran erinnert, dass wir von Gott geliebt und getragen sind.

Diese Zusage sei nicht nur tröstlich, sondern auch eine Aufforderung für die Verantwortlichen vor Ort zu einer neuen Grundhaltung zu kommen: „Wir können Oasen des Glücks und Erlebnisräume unseres Glaubens als Kirche schaffen und so von der Liebe Gottes erzählen.“ Das seien Orte, an denen Menschen spüren können, dass sie angenommen sind. „Unser Auftrag ist es, Momente der Begegnung, des Angenommenseins und der Ermutigung zu schaffen.“ Die Kirche könne inmitten der Krisen als Raum der Zuversicht und des Miteinanders wirken, so der Erzbischof. „Unser Glaube ist eine Ermutigung zum Leben – wir sind gehalten, geliebt und angenommen von Gott.“

Herausforderungen und neue Wege: Begegnung mit den Ehrenamtlichen

Beim anschließenden Begegnungsabend im Pfarrheim kommt es zu einem intensiven Austausch mit den Ehrenamtlichen der Gemeinden. Hier geht es nicht nur um Aufbrüche und neue pastorale Initiativen, sondern auch um die alltäglichen Herausforderungen. „Wachstum dürfen wir nicht nur in Zahlen messen“, betont Erzbischof Bentz. „Wenn wir das tun, werden wir immer wieder enttäuscht. Es reicht auch nicht, sich immer nur mehr anzustrengen.“ Stattdessen müsse Wachstum anders gemessen werden – an der inneren Entwicklung der Menschen, an der Vertiefung ihrer Spiritualität und an neuen pastoralen Anknüpfungspunkten für die Jugend.

Dechant Thomas Wulf zeigt sich am Ende des Tages beeindruckt von der Herzlichkeit und Spontanität des Erzbischofs: „Es ist beeindruckend, wie Erzbischof Bentz den Spannungsbogen zwischen Realismus und Zuversicht hält. Seine Botschaft, dass wir Wachstum neu definieren müssen, tut uns allen gut – besonders unseren ehrenamtlichen und hauptberuflich Engagierten.“ Der Tag, so Dechant Wulf, habe gezeigt, dass die Kirche im Dekanat Lippstadt-Rüthen auf dem Weg ist – gemeinsam, in der Zuversicht und im Vertrauen auf die Liebe Gottes.

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