Ein menschliches Versagen?
Ist das feige? Oder einfach menschlich? Im Kleinen, meist weniger dramatisch, erleben viele Menschen vermutlich Ähnliches. Man nimmt sich zum Beispiel ganz fest vor, seine Meinung zu vertreten, doch dann, wenn es darauf ankommt, tut man es doch nicht. Weil die Situation ganz anders oder der Druck größer ist, als man sich das vorgestellt hat.
Aber kann man den Fall von Petrus damit abtun? Es geht hier ja nicht um irgendeine Meinung, sondern um das Bekenntnis zum Glauben. Indem Petrus wiederholt behauptet, Jesus nicht zu kennen, leugnet er zugleich die ganze Botschaft vom kommenden Reich Gottes, die Jesus verkündet hat. Er leugnet seine Lebensentscheidung, Jesus nachzufolgen. Laut Matthäus-Evangelium ist er sogar der erste Jünger gewesen, der Jesus als „Messias, Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16) bezeichnet hat. Und nun will er ihn nicht kennen. Muss das nicht Konsequenzen haben?
In den Passionserzählungen verschwindet Petrus jedenfalls vorerst von der Bildfläche. Keins der Evangelien erzählt davon, dass er beim Leiden und Sterben seines Herrn in der Nähe ist. Man kann nur vermuten, was er in dieser Zeit getan und gefühlt hat. Tönt ihm der Hahnenschrei noch in den Ohren? Schämt er sich? Fühlt er sich als Versager? Zerfleischt er sich mit Selbstvorwürfen? Angenehme Stunden werden es für ihn sicherlich nicht gewesen sein.