Von Corvey nach Prag: Geschenke und ihre Folgen
Das Evangeliar war im 10. Jahrhundert Teil der Bibliothek des Kloster Corveys. Ob es dort auch entstand ist bis heute unklar. Die kostbare Handschrift wurde in jedem Falle zum Vorbild für die in Corvey aufblühende Buchmalerei-Schule. Das Evangeliar kam dann wahrscheinlich bereits im Jahr 973 als Geschenk ins neu gegründete Bistum in Prag, als der aus dem westfälischen Gebiet der Saxones stammende Mönch Detmar dort Bischof wurde. Die Handschrift wurde Teil des Schatzes im Prager Dom. Im 14. Jahrhundert wurde sie von Karl IV. zum Krönungsevangeliar für die böhmischen Könige bestimmt.
Prag und Corvey sind nicht nur durch das Evangeliar verbunden: Der berühmte Prager Veitsdom erhielt sein Patrozinium zudem von einem Corveyer Heiligen, dem heiligen Vitus. Dessen Gebeine gelangten 836 von St. Denis, nahe Paris, nach Corvey. 1355 kam das Haupt des heiligen Vitus nach Prag und gab als bedeutendstes Reliquiar dem Dom auf der Prager Burg seinen Namen. Heute ist der Prager Dom als Teil des Historischen Zentrum Prags, wie das Westwerk in Corvey, UNESCO Welterbe.