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Erzbistum Paderborn
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© Isabella Maria Struck / Erzbistum Paderborn

Raum für Erinnerung, Mahnung und Dialog schaffen

Pressegespräch zum Denk- und Mahnmal zur sexualisierten Gewalt im Erzbistum Paderborn / Ausstellung aller Wettbewerbsbeiträge im Erzbischöflichen Diözesanmuseum ab dem 4. April 2025

„Mahnmale erinnern – und sie mahnen. Dieses Denk- und Mahnmal wird nicht nur einen Ort des Gedenkens schaffen, sondern auch ein sichtbares, bleibendes Zeichen gegen das Vergessen setzen. Es wird den Blick auf das Dunkel lenken, das so viele Menschen in unserer Kirche erleben mussten – und zugleich ein Licht der Auseinandersetzung und der Verantwortung entzünden.“ Das bekräftigte Generalvikar Monsignore Dr. Michael Bredeck am Donnerstag, 3. April 2025, in einem Pressegespräch, bei dem der Siegerentwurf für das Denk- und Mahnmal zum sexuellen und geistlichen Missbrauch in der Kirche von Christoph Brech aus München vorgestellt wurde. Das Erzbistum Paderborn plant das das Denk- und Mahnmal im Bereich des Hohen Domes gemeinsam mit dem Metropolitankapitel und der Betroffenenvertretung im Erzbistum. Acht Künstlerinnen und Künstler hatten sich mit ihren Vorschlägen beteiligt. Der von einer Jury für die Umsetzung empfohlene Künstlerentwurf ist gemeinsam mit allen weiteren Beiträgen in der Zeit vom 4. April bis 18. Mai 2025 im Foyer des Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn zu sehen. Der Eintritt in die Foyer-Ausstellung ist frei.

Dompropst Monsignore Joachim Göbel informierte im Pressegespräch über nun beginnende Umsetzungsplanung. Als Vorsitzender der Betroffenenvertretung im Erzbistum erläuterte Reinhold Harnisch deren Beteiligung. Christoph Brech präsentierte im Foyer des Erzbischöflichen Diözesanmuseums seinen Entwurf für das Denk- und Mahnmal.
Dem Paderborner Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz und auch ihm sei es ein zentrales Anliegen, „als katholische Kirche von Paderborn Verantwortung zu übernehmen und Räume für Erinnerung, Dialog und Mahnung zu schaffen“, betonte Generalvikar Dr. Michael Bredeck. Er dankte allen Projekt-Beteiligten, die „sich diesem mutigen, wegweisenden und zugleich sehr sensiblen Projekt gestellt haben“. Einen besonderen Dank sprach der Generalvikar des Paderborner Erzbischofs der Betroffenenvertretung im Erzbistum aus für deren „unermüdliches Zutun“. Den am Wettbewerb teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler dankte Generalvikar Dr. Bredeck für deren Bereitschaft, sich diesem herausfordernden Thema kreativ und einfühlsam zu stellen. Im Hinblick auf den Siegerentwurf von Christoph Brech betonte Generalvikar Dr. Bredeck, es komme nun darauf an, gemeinsam mit dem Künstler, mit den verantwortlichen Gremien, der Denkmalpflege, der Betroffenenvertretung und vielen weiteren Akteuren die Realisierbarkeit auf den Weg zu bringen und weiterzuentwickeln.

Aufarbeitung und Prävention gehen weiter

„Die Errichtung eines Mahnmals darf niemals als Schlusspunkt verstanden werden. Die Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt gehen im Erzbistum Paderborn weiter – unermüdlich, gründlich und so sensibel wie möglich. Wir sind dies den betroffenen Menschen schuldig, ebenso wie all jenen, die Vertrauen in ihre Kirche verloren haben. Aufarbeitung, Prävention und Intervention haben weiterhin höchste Priorität“, unterstrich Generalvikar Dr. Michael Bredeck zum Abschluss seines Statements. „Ich danke einmal mehr der Betroffenenvertretung, der Unabhängigen Aufarbeitungskommission, den unabhängigen Ansprechpersonen, den Forschungsteams an der Universität Paderborn, dem Team Intervention und dem Team Prävention im Erzbischöflichen Generalvikariat für ihr fortwährendes, engagiertes Arbeiten an dieser wichtigen Aufgabe.“

Siegerentwurf von Christoph Brech

Der von einer Jury zur Umsetzung empfohlene Entwurf von Christoph Brech für das Denk- und Mahnmal zum sexuellen und geistlichen Missbrauch in der Kirche sieht als Herzstück einen großen Tisch mit insgesamt 25 quadratischen Feldern im Zentrum der Brigidenkapelle im Atrium des Paderborner Domes vor. In Anlehnung an ein Memory-Spiel sollen die Felder drehbar angelegt sein, so dass die umseitigen Motive aufgedeckt werden können beziehungsweise müssen. Die Motive auf den Feldern werden von Betroffenen themenbezogen und aktualisierbar mit Texten und Zeichnungen gestaltet. Der Siegerentwurf für das Denk- und Mahnmal ist eine Aufforderung zur Interaktion: Er spricht Betrachtende an, zu erinnern und bietet den von Missbrauch Betroffenen die Möglichkeit, ihre eigenen Inhalte einzubringen.
Christoph Brech sieht in seinem Gesamtentwurf auch vor, dass im Bogen über der Tür an der Ostfassade des Paderborner Domes in weißer Leuchtschrift „memory“ steht. Von dort wird der Eintretende mit einer Leuchtlinie die Stufen hinab und rechts abbiegend in die Brigidenkapelle begleitet. Der dort stehende Erinnerungs-Tisch wird ergänzt durch die Gestaltung der drei Fenster und der darunter liegenden Ostwand, vor der sich ein Altar befindet. In den Fenstern wird grafisch ein krähender Hahn dargestellt. In leicht erhabenen Lettern werden auf der Wand die acht Strophen des ambrosianischen Hahnenhymnus (4. Jahrhundert) angebracht. In diesem Hymnus ist der Hahn einerseits Mahner: Der Apostel Petrus wird mit dem Hahnenschrei daran erinnert, dass er Jesus verleugnet hat.
Gleichzeitig gibt es in diesem Hymnus auch Bilder des Heils: Mit dem Licht des neuen Tages, den der krähende Hahn wachruft, strömt dem Kranken Linderung zu und die Gefallenen vertrauen neu. In der Brigidenkapelle sind Sitzgelegenheiten vor den drei Nischen der Südwand geplant, ebenso die Möglichkeit, auf dem Altar, vor dem Hahnenhymnus, Kerzen zum Gedenken zu entzünden. „Mit dem memory-Tisch, dem Hahnenhymnus, den mit Hahnenmotiven gestalteten Fenstern und den Kerzen wird die Brigidenkapelle zu einem Ort der Information, der Erinnerung, der Reflexion, der Kontemplation und des Gebets“, sagt Christoph Brech im Blick auf seinen Entwurf.

Gemeinsames Arbeiten am vereinbarten Ziel

„Alle Beteiligten – Metropolitiankapitel, Fachpersonal und Betroffenenvertretung – haben offen und konstruktiv die Vorarbeiten für das Denk- und Mahnmal begleitet und die Auswahlentscheidung in der Jury einvernehmlich getroffen“, erläuterte Reinhold Harnisch im Pressegespräch. Der Vorsitzende der Betroffenenvertretung im Erzbistum betonte das gemeinsame Arbeiten, um die vereinbarten Ziele zu erreichen. Er erinnerte daran, dass die Forderung nach einem Denk- und Mahnmal zum sexuellen und geistlichen Missbrauch in der Kirche von der Betroffenenvertretung im Zusammenhang mit den Hinweisen an der Grablege der früheren Paderborner Erzbischöfe Jaeger und Degenhardt in der Krypta des Domes ausgesprochen wurde. Das Bekenntnis des Erzbistums zur Verantwortung sei „in dieser Deutlichkeit erstmalig“, erklärte der Vorsitzende der Betroffenenvertretung. „Wir reden miteinander!“, unterstrich Reinhold Harnisch im Hinblick auf die Zusammenarbeit der Betroffenen mit Erzbistum und Metropolitankapitel. Paderborn sei das erste Bistum, in dem auf diese Weise ein Denk- und Mahnmal zur sexualisierten Gewalt entstehe.
Der Siegerentwurf von Christoph Brech sei Erinnerung und Mahnung, „kein Mahnmal, das als Abschluss des Themas interpretiert werden könnte“, unterstrich Reinhold Harnisch. Die Weiterentwicklung für die Zukunft sowie die Interaktivität seien wichtige Kriterien, ebenso die Vermittlung des Themas „sexuelle Gewalt“ in die Gesellschaft. „Sexuelle Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Thema, nicht allein ein Thema der Kirche. Es ist ein Denk- und Mahnmal für alle, alle Betroffenen können sich einbringen.“ Abschließend informierte Reinhold Harnisch, dass die Betroffenen bei ihrer Versammlung Ende März die Auswahlentscheidung der Jury-Mitglieder einstimmig begrüßt und bestätigt haben.

„Umsetzungsplanung“ wird beauftragt

Mit der Entscheidung der Jury für den Entwurf von Christoph Brech sei ein wichtiger Schritt erfolgt, dem allerdings noch viele weitere Schritte folgen müssten, erläuterte Dompropst Monsignore Joachim Göbel. „Wir müssen nun den Siegerentwurf so weiterentwickeln, dass er einen guten Platz im Paderborner Dom findet und zugleich seine Funktion als Denk- und Mahnmal wahrnehmen kann.“ Auf den Prozess hin zum Entwurf folge nun die Realisierungsphase. „Die Umsetzungsplanung wird nun beauftragt. Das bedeutet unter anderem Gespräche mit dem Künstler, mit der Denkmalbehörde.“ Das Denk- und Mahnmal stehe auf historischem Grund, so Dompropst Göbel als Vertreter des Metropolitankapitels.

Entwürfe zum Denk- und Mahnmal

Die zum Wettbewerb eingeladenen Künstlerinnen und Künstler sollten mit ihrem Entwurf zum Denk- und Mahnmal am Paderborner Dom deutlich machen, dass die Kirche das Versagen von Klerikern und Laien in Bezug auf den sexuellen oder geistlichen Missbrauch Schutzbefohlener, Kinder und Abhängiger, sieht, anerkennt, bereut und alle möglichen Maßnahmen ergreifen möchte, damit dies nicht weiter geschieht. Mit dem Kunstwerk soll das Leid aller Betroffenen sichtbar einen Platz im Bereich des Domes und damit in der Kirche von Paderborn erhalten.
Das Erzbistum Paderborn, das Metropolitankapitel und die Betroffenenvertretung im Erzbistum haben gemeinsam acht Künstlerinnen und Künstler zu einem begrenzten Wettbewerb eingeladen. Matthias Braun aus Würzburg, Christoph Brech aus München, Pater Abraham Fischer OSB aus Meschede, Thomas Jessen aus Eslohe, Nina Koch aus Bielefeld, Herman Reichold aus Paderborn, Will Rumi aus Essen sowie Annette Voltmann aus Rietberg haben ihre Entwürfe in den Wettbewerb eingereicht.

Alle Entwürfe zeugen von einer vertieften künstlerischen Auseinandersetzung mit den in einer Arbeitsgruppe entwickelten und im Auslobungstext formulierten Themenfeldern und einem sensiblen Umgang mit der gestellten Aufgabe

Generalvikar Monsignore Dr. Michael Bredeck, stellvertretend für die Jury-Mitglieder.

Jury kürt Siegerentwurf

Die Wettbewerbsbeiträge reichen von figürlichen bis hin zu interaktiven Installationen oder den ganzen Raum umfassenden Gestaltungen. Neben Skulpturen wurden Beiträge eingereicht, die malerisch mit dem Medium Glas oder plastisch mit Metall arbeiten. „Alle Entwürfe zeugen von einer vertieften künstlerischen Auseinandersetzung mit den in einer Arbeitsgruppe entwickelten und im Auslobungstext formulierten Themenfeldern und einem sensiblen Umgang mit der gestellten Aufgabe“, hatte Generalvikar Monsignore Dr. Michael Bredeck stellvertretend für die Jury-Mitglieder festgestellt.
Mitglieder der Jury waren Generalvikar Dr. Michael Bredeck für das Erzbistum Paderborn, Dompropst Monsignore Joachim Göbel und Domkapitular Dr. Thomas Witt als Vertreter des Metropolitankapitels, Reinhold Harnisch und Michael Heltner vom Vorstand der Betroffenenvertretung im Erzbistum Paderborn und die beiden internen Experten Dr. Holger Kempkens als aktueller und Professor Dr. Christoph Stiegemann als früherer Direktor des Erzbischöflichen Diözesanmuseums. Als externe Experten wirkten Professorin Dr. Maren Ziese von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen und Dr. Herbert Fendrich, ehemaliger Bischöflicher Beauftragter für Kirche und Kunst im Bistum Essen, in der Jury mit. Mit beratender Stimme nahmen an der Jury-Sitzung Diözesanbaumeisterin Carmen Matery-Meding (Bereich Bauen des Erzbischöflichen Generalvikariats Paderborn), Burkhardt Stutenz vom Vorstand der Betroffenenvertretung Paderborn sowie Thomas Günther von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Paderborn teil.

„Brigidenkapelle“ ist Standort des Denk- und Mahnmals

Standort für das Denk- und Mahnmal zum sexuellen und geistlichen Missbrauch in der Kirche ist die „Brigidenkapelle“ im „Atrium“ an der Nordseite des Chores des Paderborner Domes. Das Atrium mit der angrenzenden Brigidenkapelle ist ein sehr wertiger Teil des Domes und seiner Geschichte, hier ist die Schwelle vom Profanen zum Sakralen baulich manifestiert.

Präsentation im Erzbischöflichen Diözesanmuseum und auf Homepage

Eine Präsentation im Foyer des Erzbischöflichen Diözesanmuseums Paderborn zeigt vom 4. April bis 18. Mai 2025 sowohl den Siegerentwurf als auch alle anderen eingereichten Entwürfe.

  • Für den Besuch der Präsentation im Foyer wird kein Eintritt erhoben.
  • Die Foyer-Präsentation kann zu den Öffnungszeiten des Erzbischöflichen Diözesanmuseums besucht werden: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr.

Die Entwürfe der am Wettbewerb teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler mit deren kurzen Erläuterungen werden zudem auf einer Homepage präsentiert, die die Entwürfe auch über die Laufzeit der Ausstellung im Erzbischöflichen Diözesanmuseum hinaus zugänglich macht. Zur Homepage gelangen Sie hier.

In Verbindung mit der Präsentation sind zwei Gesprächsabende zum Thema Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Erzbistum Paderborn in Planung. Die Termine werden noch mitgeteilt.

Zur Homepage des Vereins der Unabhängigen Betroffenenvertretung im Erzbistum Paderborn gelangen Sie hier.

Ein Beitrag von:
Pressereferent Team Presse

Thomas Throenle

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