Wenn Manuela Diening rudert, dann vergisst sie, dass sie im Rollstuhl sitzt. Dann ist sie eine von vielen auf dem Wasser. Und eine der besten. Manuela Diening, gebürtig aus Welver im Kreis Soest, ist auf dem Weg in die Weltspitze des Behindertensports. Zwei Kilometer im Einer, das ist ihre Disziplin.
Gerade trainiert sie für ein großes Ziel: eine Medaille bei den Paralympics. Volle Konzentration auf Paris 2024. Dass sie dieses Ziel überhaupt vor Augen hat und dafür kämpfen kann, hat sie ihrem persönlichen Aufbruch vor fünf Jahren zu verdanken. Oder wie sie sagt: ihrem Re-Start.
Jeder Tag war eine Herausforderung
Um Dienings Re-Start verstehen zu können, reisen wir in die Zeit davor. Damals arbeitet sie bei einer Unternehmensberatung in Augsburg. „Es war Arbeiten am Limit“, sagt Diening. Sie reiste zu Kunden in München, Frankfurt und Köln. 70-Stunden-Wochen waren vorprogrammiert.
„Ich war schon immer ehrgeizig, das konnte ich dort sehr gut ausleben“, sagt Diening. Und: „Jeder Tag war eine Herausforderung, das hatte einen gewissen Kick.“
Doch auf einmal war Schluss damit. Nach fünf Jahren bei der Unternehmensberatung erleidet Manuela Diening eine plötzliche Erkrankung, über die sie nicht näher sprechen möchte. Sie wurde rausgerissen aus einer Welt, in der es fast nur um Leistung ging. Und lag im Krankenbett.
Wie verletzt und geschockt sie sich damals gefühlt hat, lässt sich nur erahnen. Diening sagt: „Das war nicht einfach. Vor allem wahrzunehmen, dass das Leben jetzt anders ist.“
Sie erzählt, wie sie erst alles dafür tun wollte, wieder laufen zu lernen. Bis sie einsehen musste, dass das Ziel unerreichbar ist. „Mir war dann schnell klar, dass ich die Situation nur akzeptieren kann, wenn ich selbstständig bin. Wenn ich ohne fremde Hilfe leben kann“, sagt sie. Dieser Fokus sei wichtig gewesen, um den Schock zu verarbeiten.