Bevor er die Symbolik der Ausstattung erläutert, leitet Becker seinen Vortrag mit der Baugeschichte des Gotteshauses ein. St. Joseph ist ein sehr junger Kirchenbau. Die Einweihung fand erst im November 1984 statt. Errichtet wurde die Kirche an der Stelle eines neugotischen Vorgängerbaus, der mithilfe der Zeche „Friedrich der Große“ im Jahr 1908 errichtet worden war. Der Steinkohlenbergbau beteiligte sich aber nicht nur an der Finanzierung der Kirche, sondern trug auch die Verantwortung dafür, dass das Gebäude schon nach acht Jahrzehnten wieder abgerissen werden musste. Aufgrund von Bergschäden hatte sich das Kirchenschiff auf der Nordseite um einen Meter geneigt, der Kirchturm war sogar zwei Meter aus dem Lot geraten und wurde als „Schiefer Turm von Horsthausen“ 1983 gesprengt. „Damit sich die Bergschäden nicht wiederholen, ruht die neue Kirche auf neun Säulen“, berichtet Josef Becker. „Auf diese Weise lassen sich Senkungen mit Stempeln, Stützelementen, ausgleichen. Und das ist wichtig, weil es sich bei der Kirche um ein architektonisches Juwel handelt, das die Menschen zusammenbringt.“
Eine Erzählkirche
Nein, Josef Becker ist nicht der Erzbischof von Paderborn. Trotz der Übereinstimmung in weiten Teilen des Namens ist er „nur“ Gemeindereferent im Ruhestand und Mitglied des Kirchenvorstands der Gemeinde St. Dionysius in Herne. Doch auch er ist ein Mann der Kirche und obendrein ein großartiger Erzähler. Das Talent macht ihn zum gefragten Gottesdienstleiter, vor allem bei Trauerfeiern, wobei es natürlich auch eine Rolle spielt, dass er die meisten der Verstorbenen auf ihrem Lebensweg begleitet hat. In seinen Traueransprachen weiß Becker Persönliches zu berichten und findet die richtigen Worte, um den Hinterbliebenen Trost zu spenden. Häufig spricht Josef Becker aber auch bei freudigen Anlässen, etwa bei Führungen durch seine Kirche St. Joseph in Herne. Dabei ergänzen sich Mann und Kirche ideal, denn St. Joseph ist eine Erzählkirche. „Die Leitidee lautet: Das Volk Gottes auf dem Weg“, berichtet Josef Becker. „Alle zentralen Orte der Kirche und vor allem die Glasfenster erzählen Weg-Geschichten.“