Warum wir schenken
Wenn man einer Sache auf den Grund gehen möchte, hilft es, sich die Worte, die man dafür benutzt, genauer anzuschauen: Das deutsche Wort „Schenken“ geht auf das althochdeutsche „skenken“ zurück. Das bedeutete ursprünglich nichts anderes als „schief halten“. Die Bedeutung unseres heutigen, hochdeutschen Wortes nahm es durch die Sitte an, einem Reisenden oder ankommenden Gast zunächst ein Getränk zur Erfrischung anzubieten. Und dafür musste man vorher einen Krug über einem Becher „schief halten“
Weil der Brauch anscheinend landauf landab praktiziert wurde, bedeutete „skenken“ bald „einschenken“ und „zu trinken geben“. Für den Becher verlangte man übrigens im Gegenzug nichts – so gewann „schenken“ schließlich die Bedeutung: „etwas darbieten“ und „jemandem etwas ohne Gegenleistung zu dauerndem Besitz geben, um ihn damit zu erfreuen“.
Ist Schenken sinnlos?
Freiwillig etwas vom eigenen Besitz abzugeben und das ohne eine Bezahlung oder Gegenleistung zu erwarten – aus ökonomischer und egoistischer Sicht völlig sinnlos. Und doch ist die Praxis des Schenkens in allen Kulturen der Welt zu finden. Soziologen sprechen vom Schenken als einem der wenigen Universale. Schenkpraktiken würden den Beginn friedlicher Zivilisation ankündigen, sie seien der Kern des Zusammenlebens. Was das Besondere am Schenken ist, zeigt wieder die Urbedeutung des Wortes: Um einem Gegenüber den Becher zu füllen, neigt man ihm den Krug zu. Schenken ist Ausdruck von Zuneigung – auch dem gänzlich Fremden gegenüber.
Schenken macht glücklich
Im Schenken entdeckt sich der Mensch als soziales Wesen. Durch Geschenke begründet der Mensch Beziehungen, erhält und stärkt sie. Er integriert sich in eine Gruppe. Für die Menschen früherer Zeiten überlebenswichtig. Deshalb macht Schenken auch glücklich. Im Laufe der Menschheitsgeschichte hat sich der Mechanismus entwickelt, dass sich beim Schenken das Belohnungssystem im Gehirn des Schenkenden aktiviert. Botenstoffe werden freigesetzt, die ein Glücksgefühl auslösen.