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Erzbistum Paderborn
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Semesterauftakt an der Theologischen Fakultät Paderborn mit dem Magnus Cancellarius Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz

Theologie als kulturelles Laboratorium

Mit einem Gottesdienst und der Akademischen Jahresfeier zu Beginn des Wintersemesters sind der neue Magnus Cancellarius, Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, und die Angehörigen, Mitarbeitenden und Freunde der Theologischen Fakultät Paderborn am Montag, 7. Oktober 2024, traditionell in das neue Studienjahr gestartet. Nach der Heiligen Messe in der Universitäts- und Marktkirche fand die Akademische Jahresfeier im Audimax der Fakultät statt. Im Rahmen der Jahresfeier wurden die Magister- und Promotionsurkunden verliehen, neue Studierende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler begrüßt und die Absolventinnen und Absolventen verabschiedet. Außerdem verlieh die Fakultät den Friedrich Spee-Preis für ihre herausragende Magisterarbeit an Mag. theol. Theresa-Marie Oesselke. Mit dem neuen Magnus Cancellarius Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz führte Prorektor Prof. Dr. Stephan Wahle ein theologisches Gespräch.

In seiner Predigt im Rahmen der Eucharistiefeier in der Universitäts- und Marktkirche setzte sich Erzbischof Dr. Bentz mit dem Bild des Laboratoriums auseinander, in Anlehnung an das in der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe gemeinsam mit dem Fakultätentag erarbeitete Dokument Katholische Theologie als kulturelles Laboratorium. Theologie dürfe als kulturelles Laboratorium nie – im Unterschied zu anderen z.B. pharmazeutischen Laboratorien – keimfrei sein. „Die ‚Keime‘ des Lebens, der ganze Schmutz und das Leid, die ganze ungestillte Sehnsucht der Schöpfung, das unfertige und von so vielen Zumutungen geplagte ‚Leben der Kirche‘ – all das ist das Substrat, auf dem wir unsere theologischen ‚Kulturen‘ wachsen lassen müssen“, betonte Erzbischof Dr. Bentz. Dazu brauche es ein neues Hoffnungsdenken, in dem immer auch Offenheit, Unverfügbarkeit und Wagnis lägen, denn die Geburtswehen des Lebens forderten die Theologie heraus, weiter zu fragen, neue vertiefende Antworten zu entwickeln und so auch daran mitzuwirken, dass Menschen die „Logoi spermatikoi“, die „Hoffnungsfunken“, schon in dieser Welt und in ihrem Leben entdecken können.

Theologie als kulturelles Laboratorium lebe aber auch in einem Kosmos von Wissenschaften, die Vernetzung und Kooperation erforderten. Auftraggeber der Theologie sei das Leben selbst, Gottes Geist sei für die Theologie der Geist des Rates und der Erkenntnis, der Stärke und Gottesfurcht, der in die Wahrheit führt. „Gottes Geist bindet sich an die Geistbegabten, die Getauften, an die Kirche“, schloss der Magnus Cancellarius und stellte fest: „Man merkt einem Theologen, einer Theologin, an, wie sehr er oder sie von dieser geistlichen Kompetenz – der Gottesfurcht – durchdrungen ist.“

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Das Professorium der Theologischen Fakultät Paderborn im neuen Studienjahr 2024/25: (v.l.n.r.) untere Reihe Jun.-Prof. Dr. Jonas Hagedorn, Prof. Dr. Christoph Jacobs, Magnus Cancellarius Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, Prorektor Prof. Dr. Stephan Wahle und Prof. DDr. Bernd Irlenborn; mittlere Reihe Jun.-Prof. Dr. Cornelia Dockter-Verscharen, Prof. Dr. Christian Stoll, Prof. Dr. Michael Konkel, Prof. Dr. Herbert Haslinger und Sekretär Prof. Dr. Dr. Andreas Koritensky; obere Reihe: Hon.-Prof. Dr. Konrad Schmidt und Prof. Dr. Rüdiger Althaus. (Es fehlen Prof. Dr. mult. Hubertus Drobner, Prof. Dr. Aaron Langenfeld, Prof. Dr. Daniel Lanzinger, Prof. Dr. Peter Schallenberg, Hon.-Prof. Dr. Hermann-Josef Schmalor und Hon.- Prof. Dr. Norbert Börste).

Den Wandel der Theologie mitgestalten

In seinem Bericht zum vergangenen Studienjahr nahm Prorektor Prof. Dr. Stephan Wahle, der den erkrankten Rektor Prof. Dr. Aaron Langenfeld vertrat, die strategischen Aktivitäten der Theologischen Fakultät in Forschung und Lehre sowie im Hinblick auf Vernetzung und Kooperation in den Blick. Er richtete den Fokus besonders auf den gemeinsam mit dem Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik Paderborn im Aufbau befindlichen Masterstudiengang Ecumenical Studies sowie auf die Vorbereitung der Übernahme institutioneller Verantwortung für den Studiengang Angewandte Theologie im Dialog mit der Katholischen Hochschule (katho). Er bedankte sich für die kontinuierliche Zusammenarbeit mit den verschiedenen Abteilungen im Erzbischöflichen Generalvikariat, der Universität Paderborn, der katho, dem Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik und den Universitäten Dortmund, Siegen und Hildesheim. „Die Perspektive einer theologischen Ausbildung von Priestern, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten an einem akademischen Ort, ist aus meiner Sicht ein gebotener Schritt in die Zukunft“, sagte der Prorektor: „So können wir den Wandel der Theologie in Paderborn und darüber hinaus konstruktiv und auf nachhaltige Weise mitgestalten.

Der Prorektor begrüßte Jun.-Prof. Dr. Jonas Hagedorn als designierten Lehrstuhlinhaber für Christliche Gesellschaftslehre und Jun.-Prof. Dr. Cornelia Dockter-Verscharen als Lehrstuhlinhaberin für Ökumenische Theologie. Den Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden wünschte er ein spannendes und dynamisches neues Studienjahr.

Magister, Lizenziat und Promotionen

Im Rahmen der Akademischen Jahresfeier erhielten insgesamt sechs Absolventinnen und Absolventen ihre Abschlussurkunden. Laura E. Hennecke, AStA-Vorsitzende des Studienjahrs 2023/24, ging in ihrer Rede auf den Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel ein und wünschte den neuen Studierenden, dass in Studium und Forschung statt trennender Mauern und schnell gefällter Urteile Raum für eine lehrreiche und reflektierte Meinungsbildung geschaffen werde und die Freude an der Theologie lebendig bleibe.

Abschlüsse: Namen, Themen, Betreuung

Als Magistra Theologie haben abgeschlossen:

Sr. Dr. Cornelia Helfrich (die vorliegende Promotion wurde anstelle der Magisterarbeit anerkannt)

Laura E. Hennecke: Zwischen Wort und Name: Die Sprachphilosophie Walter Benjamins und von ihr ausgehende Lernpotentiale für einen christlichen Begriff der natürlichen Gotteserkenntnis (Prof. Dr. Aaron Langenfeld, Lehrstuhl für Fundamentaltheologie und vergleichende Religionswissenschaft)

Theresa-Marie Oesselke: Wenn das geistliche Leben hinter Klostermauern zum Tatort wird. Eine kanonistische Studie zu Risiko- und Schutzfaktoren für geistlichen Missbrauch in kontemplativen und monastischen Frauenorden sowie Konsequenzen für die Formation von Kandidatinnen (Prof. Dr. Rüdiger Althaus, Lehrstuhl für Kirchenrecht)

Das Doktorat Katholische Theologie erwarben:

Julie Adamik: Politik der Unpolitischen. Zur katholischen Liturgischen Bewegung in der Weimarer Republik (Prof. Dr. Nicole Priesching, Lehrstuhl für Kirchen- und Religionsgeschichte, Universität Paderborn / Prof. Dr. Stephan Wahle, Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft)

Sarah Delling: Körpersprache im Religionsunterricht. Eine qualitativ-empirische Studie zur nonverbalen Kommunikation der Lehrperson im Religionsunterricht (Prof. Dr. Ulrich Riegel, Lehrstuhl für Praktische Theologie und Religionspädagogik an der Universität Siegen / Prof. Dr. Christoph Jacobs, Lehrstuhl für Pastoralpsychologie und Pastoralsoziologie)

Jakob Ohm: Integrale Personalität. Eine moraltheologische Verhältnisbestimmung des Menschen zur nicht-menschlichen Schöpfung im katholisch-orthodoxen Dialog (Prof. Dr. Peter Schallenberg, Lehrstuhl für Moraltheologie / Prof. Dr. Christian Stoll, Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte)

Friedrich Spee-Preis für Mag. theol. Theresa-Marie Oesselke

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Mit dem Friedrich-Spee-Preis für ihre herausragende Magisterarbeit ausgezeichnet wurde Mag. theol. Theresa-Marie Oesselke (2.v.l.). Mit ihr freuen sich Prorektor Prof. Dr. Stephan Wahle (r.), Prof. Dr. Rüdiger Althaus (l.), Laudator und Betreuer der Arbeit, und Dr. Manuel Sonntag (3.v.l.), Generalbevollmächtigter des Vorstandes der Bank für Kirche und Caritas Paderborn.

Die Theologische Fakultät Paderborn verlieh den von der Bank für Kirche und Caritas Paderborn gestifteten Friedrich Spee-Preis für herausragende Abschlussarbeiten an Mag. theol. Theresa-Marie Oesselke für ihre Magisterarbeit „Wenn das geistliche Leben hinter Klostermauern zum Tatort wird. Eine kanonistische Studie zu Risiko- und Schutzfaktoren für geistlichen Missbrauch in kontemplativen und monastischen Frauenorden sowie Konsequenzen für die Formation von Kandidatinnen“, die sie im Studienjahr 2023/24 bei Prof. Dr. Rüdiger Althaus, Lehrstuhl für Kirchenrecht, angefertigt hat. Theresa-Marie Oesselke lege eine in theologisch systematischer wie inhaltlicher Hinsicht ausgezeichnete Forschungsarbeit vor, die von einem fundierten kanonistischen Fachwissen und einem scharfen analytischen Geist zeuge, so Laudator Rüdiger Althaus: „Mit erstaunlicher Sicherheit bewegt sie sich in einem dem wissenschaftlichen Diskurs gerade erst zugänglichen Bereich, die vorgelegte Studie erreicht dabei zweifelsohne das Niveau einer Doktorarbeit.“ Der Spee-Preis ist für Magisterarbeiten mit 2.500 Euro, für Dissertationen mit 5.000 Euro dotiert.

Theologisches Gespräch mit Erzbischof Dr. Bentz

Im Dialog mit Prorektor Prof. Dr. Stephan Wahle sprach der Magnus Cancellarius, Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, über die Theologie als Wissenschaft und stellte das Potenzial der akademischen Theologie am Standort Paderborn heraus. Für eine gute Priesterausbildung brauche es die Vernetzung und die Koedukation mit allen anderen kirchlichen Berufen, den Lehramtsstudierenden, den Pastoralreferentinnen und -referenten, den Gemeindereferentinnen und -referenten und das möglichst eng und verzahnt miteinander, so der Paderborner Erzbischof. Aus eigener Erfahrung entstehe daraus keine Nivellierung, sondern eine Stärkung des Profils der kirchlichen Berufe. Zu fragen sei aber immer, was das Verbindende und was das Unterscheidende der beteiligten Akteure sei.

Der intensive Diskurs mit anderen Wissenschaftsdisziplinen, das Hineinwirken in die Kirche im Sinne einer Dienstleistung, z.B. über die Erarbeitung von Studien zu zentralen Themen oder die Zurverfügungstellung kirchenrechtlicher Expertise, sowie die kontinuierliche Kommunikation mit allen relevanten Stakeholdern, seien zentrale Kriterien für den Erfolg der Theologie. In den Bereichen Kooperation sowie Eingebundensein in den interdisziplinären Wissenschaftskosmos sei die Fakultät sehr gut aufgestellt, der Wissenschaftsstandort Paderborn müsse aber noch verstärkt auch über die Region und das Erzbistum hinaus ins Gespräch und in die öffentliche Wahrnehmung gebracht werden.

Über den Transformationsprozess von Kirche, den zahlenmäßigen Rückgang, die schwindende Relevanz in der Gesellschaft, werde es immer schwieriger, junge Menschen für das Theologiestudium zu begeistern. Das ziehe sich quer durch alle Berufsziele, die man als Theologin oder Theologe anstreben könne. „Im Laboratorium der Theologie kann noch so gute Forschung betrieben werden, wenn ich die Ergebnisse aus dem Hochleistungslabor nicht anwenden oder ins Gespräch bringen kann, vor allem mit den Fragestellungen einer anderen Generation, die ihre ganz eigenen Themen mit sich bringt, werden sie dann oft nicht als relevant erfahren“, formulierte es der Magnus Cancellarius. „Wir müssen uns fragen, welche Felder wir uns in den Bereichen der Kunst, der Geschichte, der Literatur, der Musik, der Medizin, der Biologie erschließen können, in denen die dort Tätigen nicht mehr selbstverständlich einen theologisch geprägten Verstehens-Hintergrund mitbringen.“ Und auch die Frage des digitalen Lernens und damit einer Vor-Ort-Unabhängigkeit stelle sich vor diesem Hintergrund noch einmal neu, verbunden mit dem bewussten Suchen nach Themenfeldern, die der Standort Paderborn mit einer besonderen Kompetenz besetzen könne, die es so in dieser Zusammenstellung anderswo nicht gäbe. Die angestoßenen Entwicklungsprozesse in der Fakultät seien hier sehr vielversprechend.

Immatrikulation der neuen Studierenden

Im Rahmen der Akademischen Jahresfeier hieß Prorektor Prof. Dr. Wahle die neueingeschriebenen Studierenden an der Theologischen Fakultät Paderborn willkommen. Zurzeit studieren rund 70 Ersthörerinnen und -hörer sowie rund 500 Zweithörerinnen und -hörer an der Theologischen Fakultät Paderborn.

Die musikalische Gestaltung lag in den Händen von Roman Balatel, Akkordeon, und Emilija Mladenović, Cello, von der Musikhochschule Detmold. Sie spielten Werke von Johann Sebastian Bach, Edward Elgar, Ludwig van Beethoven und Astor Piazolla.

Text: Heike Probst

Theologische Fakultät Paderborn

Die Theologische Fakultät Paderborn ist eine staatlich anerkannte, 1614 gegründete Hochschule in Trägerschaft des Erzbischöflichen Stuhls zu Paderborn, die mit einem breit gefächerten Lehrangebot in der Theologie und Philosophie eine exzellente Ausbildung im Magisterstudium Theologie sowie ein Promotions- bzw. Lizentiatsstudium bietet. Außerdem verantwortet sie den Weiterbildungs-Master Katholische Religionslehre in Kooperation mit dem IfL. Forschung und Lehre werden von zwölf ordentlichen und zwei außerordentlichen Lehrstühlen realisiert und durch zahlreiche internationale und lokale Kooperationen ergänzt. Im Zentrum des Studiums steht die Frage nach einem zeitgemäßen Verstehen des christlichen Glaubens im Horizont der Vielfalt theologischer Stile und Methoden und deren transdisziplinärer Vermittlung. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei die Frage nach konfessioneller Identität im Dialog mit den verschiedenen Denominationen und religiösen Traditionen.

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