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Erzbistum Paderborn
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© Besim Mazhiqi

So wie es ist, ist es gut!

St. Kilian in Iserlohn-Letmathe verbreitet mit jedem Glockenschlag eine selbstbewusste Botschaft

Auch wenn er landläufig so genannt wird, ist der Kiliansdom natürlich kein Dom, sondern trotz der beeindruckenden Abmessungen nur eine Pfarrkirche. Wie aber kommt eine so große Kirche in einen so überschaubaren Ort wie Letmathe? Wie konnte der Kirchenneubau während des Ersten Weltkriegs realisiert werden? Und wie spricht sich Letmathe überhaupt aus? Wie der Tee aus Südamerika? Wie Mathe in Mathematik?

Zum Glück gibt es Peter Trotier, der all die Fragen beantworten kann. Trotier ist pensionierter Lehrer für Deutsch und Geschichte, nebenbei Regionalhistoriker und Ureinwohner von Letmathe, seit 1992 Vorsitzender des Vereins der Freunde des Kiliansdomes und als solcher Kenner von Kirchengemeinde und -gebäude. Von 1982 bis 1988 verfasste Trotier die Kirchengeschichte von St. Kilian, was ihn letztlich dazu brachte, sich im Weiheamt des Ständigen Diakons für seine Kirche zu engagieren.

„Die Frage nach der Aussprache ist leicht beantwortet“, sagt Diakon Trotier. „Bei Letmathe, bis zur Eingemeindung 1975 nach Iserlohn eine eigene Stadt, liegt die Betonung auf der vordersten Silbe und bei Iserlohn auf der hintersten.“ Komplizierter wird es bei den Fragen nach der Baugeschichte und den Hintergründen, aber auch hier fällt es Trotier leicht, die Zusammenhänge zu veranschaulichen.

Einfache Formen außen - künstlerische Freiheit innen

Bei dem heutigen Bau handelt es sich um die dritte oder vierte Kirche am selben Ort. Kilianspatronate verlieren sich um das Jahr 1000 – die Pfarrei muss demnach ein beachtliches Alter haben, auch wenn dafür urkundliche Belege fehlen. Die Grundsteinlegung der heutigen Kirche erfolgte am 12. Juli 1914, zwei Wochen nach dem Attentat von Sarajevo und zwei Wochen und zwei Tage vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Bis zum Baubeginn hatten sich Gemeinde und Bistum ein Jahrzehnt lang gestritten, wie gebaut werden sollte. „Am Ende hatten die Letmatherinnen und Letmather den größeren Dickschädel“, erzählt Peter Trotier.

Sturheit war wohl auch der Grund dafür, dass der Bau trotz kriegsbedingter Einschränkungen vorangetrieben wurde. Die Weihe fand am 11. November 1917 statt, auf den Tag genau ein Jahr vor Kriegsende. Als Architekt verpflichtete die Gemeinde Joseph Buchkremer, seinerzeit der wichtigste Kirchenbaumeister im Sauerland und wenig später Dombaumeister in Aachen. „Buchkremer hatte mit dem Neubarock, der Neugotik und der Neoromanik alle historistischen Stile drauf“, weiß Peter Trotier. Bei St. Kilian lehnte sich der Kirchenbaumeister an frühgotische Kirchen an, auch aus praktischen Gründen: Die einfacheren Formen sind in der Herstellung günstiger und weniger witterungsanfällig als filigranes Maßwerk nach hochgotischem Vorbild. Im Inneren ließ Buchkremer künstlerische Freiheit walten und warf mit Hallenform und Umlaufchor westfälische und rheinische Stilelemente durcheinander. Es soll kunstgeschichtlich Bewanderte geben, die über den ahistorischen Mischmasch die Nase rümpfen. „Es ist, wie es ist. Und so wie es ist, ist es gut!“, kontert Peter Trotier.

Und der Grund für die Größe der Kirche? Auch dafür hat Diakon Trotier Erklärungen. Einerseits brachte die Industrialisierung Anfang des 20. Jahrhunderts viele Menschen nach Letmathe, andererseits war die Gemeinde als eine von wenigen im märkisch-limburgischen Raum in der Reformation katholisch geblieben. Der Vorläuferbau, eine baufällig gewordene Barockkirche, war zu klein für die Schar der Gläubigen und entfaltete auch zu wenig Symbolkraft. Dafür verbreitet der Kiliansdom seit über 100 Jahren mit jedem Glockenschlag die selbstbewusste Botschaft: Seht her, wir Katholikinnen und Katholiken sind noch da!

St. Kilian in Iserlohn-Letmathe

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