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Erzbistum Paderborn
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Staat, Kirche und Gesellschaft müssen zusammenarbeiten

Im zweiten Teil: Hezni Barjosef, Ehrenamtskoordinator in der Geflüchtetenarbeit im Erzbistum Paderborn

Auch wenn viele Freiwillige einfach nur helfen wollen, hat zivilgesellschaftliches Engagement immer eine politische Dimension.

Im zweiten Teil der kleinen Reihe “Ehrenamt als gesellschaftlicher Reparaturbetrieb?” haben wir ein Interview mit Hezni Barjosef, Ehrenamtskoordinator in der Geflüchtetenarbeit im Erzbistum Paderborn, geführt.

Hezni Barjosef ist in der Flüchtlingshilfe des Erzbistums in der Funktion eines Flüchtlingskoordinators tätig ist. Der 54-Jährige kam vor über einem Vierteljahrhundert als Geflüchteter nach Deutschland.

Redaktion

Sind die in der Geflüchtetenhilfe tätigen ehrenamtlichen Gruppen der Kirche und Caritas ein gesellschaftlicher Reparaturbetrieb?

Hezni Barjosef

Manchmal fühlen sich die Ehrenamtlichen so, wenn sie dem Staat mit seinen bürokratischen Strukturen gegenüberstehen. Das ist aber nur eine Seite. Die andere Seite ist, dass der Staat durchaus seiner Verantwortung nachkommt, indem er etwa die Stellen von 240 hauptamtlich bei der Caritas und Fachverbänden Beschäftigten größtenteils refinanziert, die in der Integrationsarbeit Geflüchteter tätig sind. Das zeigt, dass sich Ehrenamt, Staat und Kirche ergänzen. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Ehrenamt neben dem Reparaturbetrieb gleichzeitig die Erfüllung eines kirchlichen Auftrags ist: Dienst am Nächsten und die Mitgestaltung der Gesellschaft durch Taten. Im Idealfall sind die Aufgaben zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen klar verteilt und alle arbeiten miteinander und nicht gegeneinander. Ohne das Ehrenamt wäre die Geflüchtetenhilfe unfinanzierbar. Ohne hauptamtliche Strukturen in Kirche und Staat kann Integration ebenfalls nicht gelingen. Soweit bisherige Erfahrungen. Aktuelle Entwicklungen auf Bundes- und Landesebene fördern leider Parallelstrukturen. Nicht gerade als ideale gegenseitige Ergänzung sehe ich die Entscheidung staatlicher Stellen, systematisch das Subsidiaritätsprinzip auszuhöhlen, indem eigene Strukturen aufgebaut werden. Ob und wie lange das gut geht, ist ungewiss.

Ehrenamtskoordinator Hezni Barjosef ist froh, dass sich im Erzbistum Paderborn immer noch 1.350 Ehrenamtliche in kirchlichen und caritativen Gruppen in der Geflüchtetenhilfe engagieren.

“Wir dürfen nicht vergessen, dass das Ehrenamt neben dem Reparaturbetrieb gleichzeitig die Erfüllung eines kirchlichen Auftrags ist: Dienst am Nächsten und die Mitgestaltung der Gesellschaft durch Taten.”

 

 

Foto: Diözesancaritasverband Paderborn e. V.

Redaktion

Wie stellen Sie sich eine gute Arbeitsteilung zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen vor?

Hezni Barjosef

Nehmen wir dafür beispielhaft die berufliche Integration. Die Ehrenamtlichen sind nah an den geflüchteten Menschen und ihren Biografien, auch ihren Bildungs- und Erwerbsbiografien, und kennen die Talente, die Wünsche und Ziele der Menschen. Sie können sich die erforderliche Zeit nehmen, um bei Bedarf dicke Bretter zu bohren. In den wenigsten Fällen hätten Hauptamtliche die Kapazitäten, den Einzelfall so intensiv zu begleiten. Dafür kennen sie aber Strukturen und Programme, verfügen über entsprechende rechtliche Grundlagen und können gute Lobbyarbeit leisten. Das muss man in einer guten Arbeitsteilung zur Passung bringen. Es gilt also genaue Absprachen zu treffen, das Betätigungsfeld des Ehrenamts partnerschaftlich festzulegen und den regelmäßigen Austausch als selbstverständlich in den Alltag zu implementieren. Nach wie vor gilt: Das Ehrenamt ergänzt das Hauptamt.

Redaktion

Wie ist diese Arbeitsteilung aus Ihrer Sicht gelungen?

Hezni Barjosef

In Summe sehr ordentlich. Dafür spricht, dass auch sechs Jahre nach der großen Migrationsbewegung noch so viele Ehrenamtliche in der Arbeit mit Geflüchteten engagiert sind. Möglich wurde dies aber auch dadurch, dass die Ehrenamtlichen in dieser Zeit viel gelernt haben. Insbesondere, sich vor Überforderung zu schützen. Hilfreich sind dabei Ehrenamtsvereinbarungen mit definiertem Zeitbudget. Das Thema Nähe und Distanz spielt im Ehrenamt eine wichtige Rolle. Der Hintergedanke ist: Nur wenn ich selbst stark bleibe, kann ich anderen auf Dauer helfen.

2015 und 2016 waren Jahre, in denen besonders viele Menschen vor Krieg, Verfolgung und Hunger nach Europa flüchteten. Das Engagement der Zivilgesellschaft war in diesen Jahren gigantisch, aber auch heute noch kümmern sich im Erzbistum Paderborn 1.350 Menschen ehrenamtlich um 6.000 Geflüchtete und helfen ihnen bei der Integration in die Gesellschaft. Finanzielle Unterstützung erhalten die Ehrenamtlichen aus dem Flüchtlingsfonds des Erzbistums. Seit 2014 sind über fünf Millionen Euro in die Förderung ehrenamtlicher Projekte geflossen.

Ideell unterstützt werden die ehrenamtlichen Gruppen im Umfeld von Kirche und Caritas von der Flüchtlingshilfe des Erzbistums Paderborn, in der Hezni Barjosef in der Funktion eines Flüchtlingskoordinators tätig ist.

Weitere Informationen unter www.fluechtlingshilfe-paderborn.de

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