Das ursprüngliche Cranach-Retabel entstand 1517 bis 1519 aufgrund der testamentarischen Verfügung des Naumburger Bischofs Johannes III. von Schönburg, für die Umsetzung sorgten dessen Nachfolger Philipp von Wittelsbach und das Naumburger Domkapitel. Die heute noch erhaltenen Flügel zeigen auf den Vorderseiten links die beiden Apostel Philippus und Jakobus den Jüngeren sowie den Stifter Philipp von Wittelsbach, rechts den Apostel Jakobus den Älteren und die Heilige Maria Magdalena sowie den Stifter Johann III. von Schönberg. Auf den Außenseiten der Flügel erblicken die Betrachtenden links die heilige Katharina und rechts die heilige Barbara.
Seit er zu seinem 13. Geburtstag ein Buch über Albrecht Dürer geschenkt bekam, wusste Michael Triegel nach eigener Aussage, dass er Maler werden möchte. Was er jedoch damals noch nicht wissen konnte: Rund 40 Jahre später würde er eine künstlerische Brücke über ein halbes Jahrtausend bauen und dem Cranach-Retabel aus Naumburg seine künstlerische Mitte wiedergeben. Der für seinen altmeisterlichen und hyperrealistischen Stil bekannte Triegel schuf ein neues, beidseitig bemaltes Mittelstück. Vorne thront Maria mit Kind, umgeben von zwei musizierenden Frauen und einer engelsähnlichen Figur mit dem Beginn des Magnificat auf einer Schriftrolle. Vor dem vergoldeten Hintergrund halten sechs Frauen und vier Männer ein Ehrentuch für Maria und den Messias. Hier sind Heilige und Menschen der Gegenwart abgebildet: so etwa Petrus mit moderner Base-Cap oder auch der von den Nationalsozialisten ermordete evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer. Die Rückseite der Mitteltafel zeigt den siegreichen Auferstandenen inmitten der Architektur des Naumburger Domes.