Matthäus-Effekt — diesen Fachbegriff hat die Soziologie dem Evangelium nach Matthäus und dem Gleichnis von den anvertrauten Talenten entliehen. Dort heißt es: Denn wer hat, dem wird gegeben werden, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. (Mt 25,29)
Übersetzt auf die Bildungssituation bedeutet dies: Wer wohlhabende und gebildete Eltern hat, wer schon in der Wiege oder spätestens als Krabbelkind mit Bildungsinhalten in Berührung kam, wem bereits als Kleinkind vorgelesen wurde, hat es später, in der Schule, an der Uni und im Job sehr viel leichter. Und die anderen, die weniger glücklichen und privilegierten, müssen sich abstrampeln. Ihr Aufstieg kostet sie wesentlich mehr Energie und wenn diese auch nur in einer kurzen Lebensphase nicht zur Verfügung steht, bleibt die Entwicklung nicht einfach stehen. Dann droht der Absturz.