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Was für ein König ist Christus?

Das Wort "König" ruft sofort zahlreiche Bilder hervor. Aber haben diese etwas mit Jesus zu tun? Gedanken zum Fest Christkönig

An diesem Sonntag (24. November), dem letzten Sonntag des Kirchenjahres, feiert die katholische Kirche das Hochfest Christkönig. Mit anderen Worten: Sie feiert, dass Christus ein König ist. KÖNIG – das Wort ruft bei den meisten Menschen sofort zahlreiche Bilder hervor – nicht zuletzt befeuert durch Medien, Romane und Filme. Grund für uns zu fragen: Was für ein König ist Christus?

Könige faszinieren.

Viele Menschen in Republiken wie Deutschland schauen neidisch nach England, Spanien, Norwegen oder Schweden – Länder, in denen es tatsächlich noch Könige und Königinnen gibt. Gebannt verfolgen sie jeden Schritt, den diese royalen Persönlichkeiten tun.

Doch auch jenseits davon begegnet die Figur des Königs an vielen Orten. Kinder lesen in Märchen von Königinnen und Königen, die in großen schönen Schlössern wohnen, viel Macht haben und für das Wohlergehen ihrer Untertanen sorgen – zumindest wenn es gute Herrschende sind.

Es gibt die Artussage rund um König Artus, das Schloss Camelot und die Ritter der Tafelrunde – bis heute befeuert es als Idealbild höfischen Lebens die Fantasie und liefert Stoff für Romane und Filme.

Unzählige Menschen haben den „Herrn der Ringe“ gelesen und gebannt verfolgt, wie in der fiktiven Welt Mittelerde die Dinge erst dann in Ordnung kommen, als der einzig wahre König den Thron besteigt – und natürlich der Ring der Macht vernichtet ist.

Was an dieser kleinen Runde durch die Welt der Könige deutlich wird: Es ist nicht egal, wer auf dem Thron sitzt. Es ist wichtig, dass es ein echter, ein guter oder der wahre König ist, denn er steht für eine gesamte Gemeinschaft und entscheidet über ihr Wohlergehen oder ihre Not.

Und das führt zu Christus, dem König.

Als Papst Pius XI. das Fest Christkönig 1925 einführte, bewegte ihn im Grunde dieser Gedanke: Dass es nicht egal ist, wer König ist. Dieser Gedanke war in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg sehr präsent, denn mehrere König- und Kaiserreiche waren gerade untergegangen, etwa in Deutschland, Russland und Österreich-Ungarn.

In dieser Situation wollte Pius XI. deutlich machen, wer der einzig wahre König ist: Jesus Christus. Seine Hoffnung war, dass sich die neuen Staatenlenker unter das „geistige Königtum“ Christi stellten und Christus als wahren Herrscher anerkannten. Er war davon überzeugt, dass das Allgemeinwohl und die menschliche Würde nur unter dieser Bedingung gesichert werden könne: ein christlicher Staat mit christlichen Regierungen und einer christlichen Gesellschaftsordnung.

In Deutschland erhielt die Frage nach dem wahren König ganz neue Bedeutung, als wenige Jahre später die Nationalsozialisten mir ihrem Führerkult die Macht ergriffen. Die katholischen Jugendverbände gaben eine klare Antwort: Allein Christus ist unser König. Am Bekenntnissonntag, der stets am Sonntag nach Pfingsten begangen wurde, zeigten sie öffentlich mit ihren Uniformen, Bannern und Fahnen, dass sie Christus gehörten und keinem Führer.

1935 legten die Nationalsozialisten das Reichssportfest auf den Sonntag nach Pfingsten, so dass die Jugendverbände ihren Bekenntnistag nicht mehr feiern könnte. Daraufhin verschoben sie ihn auf das Christkönig-Fest, das damals noch Ende Oktober begangen wurde und damit eine enorme symbolische Bedeutung erhielt.

Was für ein König ist Christus also?

Ganz sicher bedient das Fest Christkönig keine romantischen Vorstellungen von Reichtum, Prunk und glanzvoller Machtentfaltung. „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36), sagt Jesus auf die Frage von Pilatus, ob er denn ein König sei. Wenig später wird er am Kreuz hingerichtet – damit enden alle Spekulationen seiner Zeitgenossen, ob er vielleicht doch ein machtvoller König im weltlichen Sinne sein könnte.

Was das Fest Christkönig aber bedient, ist die Frage nach dem „wahren“ König und damit die Frage danach, was das eigene Leben eigentlich beherrschen soll. Papst Pius XI. sah in Christus den Herrscher aller Menschen und in seinem „geistigen Königtum“ den einzig möglichen Weg zu einer gerechten, friedlichen Welt. Den katholischen Jugendverbänden im Nationalsozialismus half Christus, der König, dabei, sich gegen die völlige Vereinnahmung durch die Diktatur mit ihrem Führerkult zu wehren.

Und heute? Die Frage, wer oder was das Leben der Menschen und der Welt beherrscht, stellt sich immer noch, aber zum Glück anders als in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – zumindest in einem inzwischen demokratischen Land. Die Angebote sind zahlreich: Will ich vor allem schön, reich und erfolgreich sein? Beherrscht mich der Job oder die Sucht, immer besser zu sein als andere? Oder gibt es eine andere Macht, unter die ich mein Leben stellen möchte?

Vielleicht eine Macht, die deutlich gemacht hat, dass Liebe die alles bestimmende Eigenschaft Gottes ist (Joh 15). Vielleicht eine Macht, die zuerst auf die Armen und Benachteiligten schaut und sie seligpreist (Mt 5,3). Eine Macht, die niemanden verloren gibt (Lk 15,11-32). Eine Macht, die immer da sein wird, bis ans Ende der Zeiten (Mt 28,20).

Eine Macht, über die man in den Evangelien noch viel mehr erfahren kann.

Diese Macht ist Christus, der König.

Dieser Text ist erstmals am 21. November 2021 erschienen und wurde aktualisiert.

Ein Beitrag von:
© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Redaktion

Dr. Claudia Nieser

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