In jedem Spielfilm, in jeder Vorabendserie, in jeder Doku dasselbe Bild. Geht es um Suchterkrankung, kommen medial stets die Anonymen Alkoholiker ins Spiel. Zu bildgewaltig und einprägsam sind anscheinend die dort gepflegten Rituale. Dabei gibt es mit dem Blauen Kreuz, den Guttemplern oder den Freundeskreisen etliche andere Sucht-Selbsthilfeinitiativen neben den Anonymen Alkoholikern. Der größte deutsche Sucht-Selbsthilfeverband ist allerdings der Kreuzbund, ein Fachverband der Caritas. Die Bundesgeschäftsstelle des Kreuzbundes befindet sich in Hamm, also auf dem Gebiet des Erzbistums Paderborn. Dem Bundesverband angegliedert sind 27 Diözesanverbände in den (Erz-)Diözesen der katholischen Kirche in Deutschland, die praktische Arbeit wird in 1.200 lokalen Selbsthilfegruppen des Kreuzbundes geleistet.
Eine Stadt von der Größe Arnsbergs
In Deutschland sind rund 1,6 Millionen Menschen alkoholabhängig. 7,9 Millionen Menschen haben einen gesundheitsschädlichen Alkoholkonsum, ohne abhängig zu sein. Jedes Jahr sind hierzulande mehr als 70.000 Todesfälle allein auf den Alkoholkonsum zurückzuführen. Dies entspricht in etwa der Bevölkerung der sauerländischen Stadt Arnsberg! Auch ist Alkoholabhängigkeit in jeder Altersgruppe und in jeder sozioökonomischen Schicht anzutreffen. Angesichts der Größe des Problems Alkoholismus lag das Hauptaugenmerk des Kreuzbundes früher daher auf Hilfen aus der Alkoholsucht, daneben widmete sich die Initiative auch in geringerem Umfang der Medikamentenabhängigkeit. Heute hat sich der Blick auf den zunehmenden Mischkonsum legaler und illegaler Drogen und die sich daraus ergebenden Mehrfachabhängigkeiten sowie auf nichtstoffliche Süchte wie die Spielsucht oder die Online-Sucht geweitet.
Unabhängig vom jeweiligen Suchtmittel stehen im Zentrum der Arbeit des Kreuzbundes das christliche Menschenbild und das Gebot der Nächstenliebe. Das bedeutet auch, dass alle suchterkrankten Personen und ihre Angehörigen, unabhängig von Religionszugehörigkeit und Weltanschauung, in den Selbsthilfegruppen willkommen sind und dass die Hilfe natürlich kostenlos erbracht wird.