Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte, heißt es. Mit diesem methaphorischen Sprichwort hielt es auch Basilius Krekeler, Pater im Kapuzinerkloster Paderborn. Die Transkription seiner schwungvollen Handschrift lautet nämlich:
{Kirche brennen Lichter.} An beiden Seiten des Hoch-
altars, ebenso an den beiden äußeren Ecken der
Seitenaltäre, stehen Taxbäume. Das sogen[annte]
Gloria, das ich dir besser abzeichnen als beschreiben
kann, u[nd] dessen getreue Abbildung du hier
siehst, hing oberhalb der Communionbank
zwischen beiden Seitenaltären in ziemli-
cher Höhe, vor ihm brannten sehr viele Lichter,
die in den letzten Zeiten gewöhnlich der
Capuzinerlorenz auf der Communionbank
stehend mit einer langen zitterigen Stange
anzündete.
Filmsequenzen laufen ab
Und tatsächlich genügen die etwas naive Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert und dazu die wenigen Worte der Handschrift, damit sich im Kopf ganze Bilderwelten auftürmen und Filmsequenzen ablaufen. Wie der Capuzinerlorenz, der alte Küster, mit zitternder Hand die Lichter des Gloria entzündet, wie der Kirchenraum sich allmählich erhellt und urplötzlich sehr viel wärmer anfühlt. Nun kommen die Kapuzinermönche in die Kirche und auch immer mehr Gläubige betreten den Kirchenraum, bekreuzigen sich, knien an den Bänken nieder zum Gebet. Frauen und Männer, Kinder und Alte, Arme und Reiche, alle sind da. Der Atem der Alten geht schwer, aber der Hauch, vorhin noch bei jedem Atemstoß deutlich sichtbar, verschwindet nun.
Dafür setzt leises Orgelspiel ein und nach einer Weile – könnt ihr es nicht riechen? – mischt sich der Duft der frisch geschlagenen Taxbäume, also der Eiben, mit dem süßen Geruch von Bienenwachskerzen und mit dem leichten Weihrauchduft, der noch von der Messe in der Luft hängt. Und über allem leuchtet das Gloria.