logocontainer-upper
Erzbistum Paderborn
logocontainer-lower
Weihnachtsbild - Basilius Krekeler. Jahrbuch der Capuziner in Paderborn© Erzbistumsarchiv Paderborn

Wenn der Capuzinerlorenz die Weihnachtslichter anzündet

Gloria in Excelsis Deo: Eine Archivalie aus dem Erzbistumsarchiv bietet herzerwärmende Einblicke in das Klosterleben vor 200 Jahren

Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte, heißt es. Mit diesem methaphorischen Sprichwort hielt es auch Basilius Krekeler, Pater im Kapuzinerkloster Paderborn. Die Transkription seiner schwungvollen Handschrift lautet nämlich:

{Kirche brennen Lichter.} An beiden Seiten des Hoch-
altars, ebenso an den beiden äußeren Ecken der
Seitenaltäre, stehen Taxbäume. Das sogen[annte]
Gloria, das ich dir besser abzeichnen als beschreiben
kann, u[nd] dessen getreue Abbildung du hier
siehst, hing oberhalb der Communionbank
zwischen beiden Seitenaltären in ziemli-
cher Höhe, vor ihm brannten sehr viele Lichter,
die in den letzten Zeiten gewöhnlich der
Capuzinerlorenz auf der Communionbank
stehend mit einer langen zitterigen Stange
anzündete.

Filmsequenzen laufen ab

Und tatsächlich genügen die etwas naive Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert und dazu die wenigen Worte der Handschrift, damit sich im Kopf ganze Bilderwelten auftürmen und Filmsequenzen ablaufen. Wie der Capuzinerlorenz, der alte Küster, mit zitternder Hand die Lichter des Gloria entzündet, wie der Kirchenraum sich allmählich erhellt und urplötzlich sehr viel wärmer anfühlt. Nun kommen die Kapuzinermönche in die Kirche und auch immer mehr Gläubige betreten den Kirchenraum, bekreuzigen sich, knien an den Bänken nieder zum Gebet. Frauen und Männer, Kinder und Alte, Arme und Reiche, alle sind da. Der Atem der Alten geht schwer, aber der Hauch, vorhin noch bei jedem Atemstoß deutlich sichtbar, verschwindet nun.

Dafür setzt leises Orgelspiel ein und nach einer Weile – könnt ihr es nicht riechen? – mischt sich der Duft der frisch geschlagenen Taxbäume, also der Eiben, mit dem süßen Geruch von Bienenwachskerzen und mit dem leichten Weihrauchduft, der noch von der Messe in der Luft hängt. Und über allem leuchtet das Gloria.

Lexikalische Geschichte des Kapuzinzerklosters Paderborn

Das kleine Blatt aus den Beständen des Erzbistumsarchivs vermag also etwas ganz Großes. Es macht das klösterliche Weihnachtsfest zu einem Erlebnis für alle Sinne. Aber wie kam es überhaupt zu dem Blatt? Und gibt es da noch mehr? Ja, es gibt sogar ein ganzes Buch. In Paderborn bestand von 1612 bis 1834 ein Kapuzinerkloster – das heutige Liborianum. Die Geschichte dieses Klosters schrieb der Kapuzinerpater Basilius Krekeler (1825–1877) lexikonartig in 126 Nummern auf – von A „Altäre“ bis Z „Zweites Totenregister“. Als Quellen dienten ihm neben lateinischen Aufzeichnungen aus dem Kloster vermutlich auch mündliche Berichte von Mitbrüdern, die früher in Paderborn gelebt hatten. Und unter K wie „Krippchen“ findet sich als Nummer 67 das hier dargestellte Blatt.

Wunsch geht in Erfüllung

Ehrgeizige publizistische Pläne verfolgte Kapuzinerpater Basilius Krekeler mit seinem Büchlein eher nicht. Wohl aber wünschte er sich von der Nachwelt einen pfleglichen Umgang mit seinem Werk. In der Einführung zu seinem Werk schreibt er: „Mein einziger, innigster Wunsch ist, daß dieses mit vieler Mühe geschriebene Buch zu aller Zeit wohl u. gut u. sorgfältig aufbewahrt, u. ja von Keinem beschmutzt oder verdorben werde.“

Dieser Wunsch ging in Erfüllung. Über einen früheren Präses des Knabenkonvikts Liborianum gelangte die Handschrift zusammen anderen Büchern Anfang des 20. Jahrhunderts in die Pfarrei Brakel. Einer seiner Nachfolger, Pfarrer Joseph Brockmann, ebenfalls vormaliger Präses des Knabenkonvikts, übergab die Archivalie 1943 dem Erzbistumsarchiv. Zuvor aber fertigte der historisch interessierte Joseph Brockmann eine maschinenschriftliche Abschrift des „Jahrbuchs der Capuziner in Paderborn“ an. Ab 1947 wirkte Brockmann als Dompropst wieder in Paderborn, wo er sich beim Wiederaufbau des Domes nach dem Zweiten Weltkrieg besondere Verdienste erwarb.

Foto Erzbistumsarchiv Paderborn
Signatur HS XXIIc
Entstehungsdatum 1859
Provenienz Werk des Kapuzinerpaters Basilius Krekeler (1825–1877), die Handschrift gelangte über einen ehemaligen Präses des Knabenkonvikts Paderborn in die Pfarrei Brakel und von dort im Jahr 1943 in den Bestand des Erzbistumsarchivs
Kulturhistorische Bedeutung Die Archivalie bietet herzerwärmende Einblicke in das Leben des 1834 endgültig geschlossenen Kapuzinerklosters in Paderborn. Und ja, die Weihnachtsbäume waren im 19. Jahrhundert noch keine Sauerländer Nordmanntannen, sondern Taxbäume, also Eiben!
Literaturangaben Zacharias, Klaus (Hg.): Zur Geschichte des Paderborner Kapuzinerklosters 1612-1834. Das »Jahrbuch der Capuciner in Paderborn« des P. Basilius Krekeler von 1859; SH-Verlag Köln 1999; Paderborner Beiträge zur Geschichte, Band 9

Die Archivalie des Monats

Das Erzbistumsarchiv ist das Gedächtnis unserer Erzdiözese. Es sichert und erschließt die schriftliche Überlieferung und macht Geschichte allgemein zugänglich. Und das sogar kostenlos. Selbst die wertvollsten Archivstücke können Sie sich werktäglich zu den Öffnungszeiten des Erzbistumsarchivs ansehen. Darunter sind selbstverständlich auch die Stücke, die wir Ihnen in unserer Reihe „Die Archivalie des Monats“ vorstellen.

Besuchendenadresse:

Erzbistumsarchiv Paderborn
Domplatz 15 (Konrad-Martin-Haus)
33098 Paderborn
Tel.: (0 52 51) 1 25-12 52
E-Mail: archiv@erzbistum-paderborn.de
Geöffnet Montag-Donnerstag, 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr

Ein Hinweis für alle genealogisch Interessierten: Die digitalisierten Kirchenbücher des Erzbistums Paderborn finden Sie auf

Matricula

Ein Beitrag von:
© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Archivar

Michael Streit

Weitere Einträge

© Jacob Lund / Shutterstock.com

Unser Glaube Wege aus der Abhängigkeit

Selbst innerkirchlich wenig bekannt, ist der Kreuzbund als Fachverband der Caritas der größte deutsche Sucht-Selbsthilfeverband – in bundesweit 1.200 Gruppen finden Suchtkranke und ihre Angehörigen Hilfe und Unterstützung
© Anna-Sophie Meyer / Erzbistum Paderborn

Unser Glaube Plätzchen backen mit Herz

Zum zweiten Advent backen wir Plätzchen mit Marmelade und Marzipan. Anja Majus ist der Adventsbäckerei zu Gast und erzählt uns von youngcaritas und dem Engagement der jungen Menschen im Erzbistum Paderborn.
© Tobias Schulte / Erzbistum Paderborn

Unser Glaube Stress, Termine, Erlösung?

Was für Leon Bußkamp aus Soest im Advent laut ist und wofür er sich lautstark einsetzen will
Kontakt
| |
generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0
Barrierefreiheit