Auf eine Kaffeelänge mit Polizeiseelsorger Klaus Krüger
Innerhalb unserer Reihe „Auf eine Kaffeelänge mit…“ treffen wir uns regelmäßig mit einer Person aus dem Erzbistum Paderborn. Einzige Vorgabe der Zusammenkunft: Das Treffen endet, sobald die Kaffeetasse geleert ist. Diesmal haben wir den Polizei- und Notfallseelsorger Klaus Krüger zum Gespräch gebeten. Der katholische Diakon unterstützt die Paderborner Ordnungshüter im Zuge besonders belastender Einsätze.
Zwar sind die Polizeikräfte psychologisch geschult, doch manchmal ist das Erlebte selbst für die Beamtinnen und Beamten zu viel. Denn die sind laut Krüger „auch nur Menschen“. Als solche erleben sie Extremsituationen wie körperliche Auseinandersetzungen, Bedrohungsszenarien, Terror, Unfälle. Letztere bisweilen mit tödlichem Ausgang, was an kaum einer Polizistin oder einem Polizisten spurlos vorüber geht. Dann sucht Klaus Krüger das Gespräch, ist für sein Gegenüber da, hört zu. Bei diesem Gespräch aber sind die Rollen vertauscht, denn diesmal ist es an Krüger, den Part des Erzählers zu übernehmen.
Eine Übung mit ernsthaften Folgen
Kein Problem für den Wahl-Altenbekener, der berichtet, dass die Bedrohungsszenarien während der letzten 20 Jahre „zugenommen haben“. Damit nicht genug, „auch die Qualität hat sich gewandelt “. So schlage den Polizeikräften „zunehmende Respektlosigkeit und mitunter blanker Hass“ entgegen. Dann kann es vorkommen, dass neben beleidigenden Parolen „Pflastersteine und Molotow-Cocktails fliegen“. Klaus Krüger hat dies hautnah miterlebt, wenn er die Bereitschaftspolizei bei Großeinsätzen begleitete. Weil Krüger in solchen Situationen Helm und Einsatzkleidung der Polizei trägt, ist er erst auf den zweiten Blick als Geistlicher zu erkennen. Spezielle Abzeichen und Schriftzüge weisen ihn als Seelsorger aus.
Um eine andere Form der Anonymität geht es bei polizeilichen Übungen, an denen Klaus Krüger ebenfalls teilnimmt. Neulich war er einer von den „Bösen“ und erschoss während des Trainings zwei Polizisten. Jetzt könnte man sagen: „Alles nur gespielt“, doch so einfach ist es nicht. Klaus Krüger hatte zwei Tage extrem an seinem „Tötungsdelikt“ zu knabbern. „Das ist mir ziemlich nahe gegangen“, gesteht der Mann mit der runden Brille und dem Schnäuzer. Dennoch war das Ganze für den Diakon „eine wichtige Erfahrung“, kann er doch jetzt „ein bisschen besser verstehen, wie es sich anfühlt, wenn ein Polizeibeamter Schusswaffengebrauch hat“.