Aufgewachsen ist Dieter Engel in einem kleinen Dorf im Sauerland. In einer tiefreligiösen Familie und „einem Muss der kirchlich katholischen Erziehung“, wie er erzählt. Heute wohnt er mit seiner großen Familie im Ruhrgebiet, ist Ehemann, Vater von vier Kindern, Opa von vier Enkeln. „Ich bin überzeugter Christ mit einem starken persönlichen Glauben.“ Was ihn besonders fasziniert: Jesus als leibhaftiger Sohn Gottes. „Die Geschichten sind heute noch aktuell, können Tipps geben für das Leben und den Umgang miteinander. Ganz wesentlich finde ich, dass Jesus die Auslegung der zehn Gebote ins Spitzfindige immer kritisierte. Ihm war das viel zu kompliziert und er fasste sie mit dem Gebot der Gottes- und der Nächstenliebe zusammen. Dieses Gebot umzusetzen, geistlich, platonisch und helfend, das begeistert mich.“
Lebendig christlich
Frühestens zwei Jahre nach erfolgreicher Transplantation endet die Anonymitätsfrist. Ende 2021 erreichte Dieter Engel ein erster Brief. „Angaben wie der Name und Wohnort waren geschwärzt. Zu der Zeit habe ich erfahren, dass mein genetischer Zwilling ein Mann ist, 48 Jahre alt und Vater von zwei Kindern.“ Was folgte war ein weiterer Briefaustausch. Mit mehr Informationen. Mit Namen und Wohnort: Zoran Gjorgjioski, wohnhaft in Skopje. Dann der erste Videoanruf. „Die Übertragungsqualität war ziemlich schlecht. Unsere Familien in Deutschland und in Mazedonien saßen mit vor den Bildschirmen. Zoran hatte zwei Jahre gekämpft. Dazu kam die Pandemie mit ihren Auswirkungen auf allen Ebenen. Aber er war geheilt“, erzählt Engel.
Im Herbst 2023 dann der Besuch in der nordmazedonischen Hauptstadt. Das erste leibhaftige Zusammentreffen auf dem Flughafen, die erste Umarmung. „Dieser Moment hat mich ergriffen. Und Zoran hatte Tränen in den Augen. Das, was zwischen uns passiert ist, ist schon lebendig christlich, das muss man sagen. Wir reden beide von Fügung.“ Was Dieter damit meint: Die beiden haben viele Parallelen gefunden, in ihrem Glauben und an vielen Stellen in ihrem Leben. Dass beide auch den Fußball lieben, wertet Dieter fast als Sahnehäubchen. „Dass Zoran als BVB-Fan auf den falschen Verein im Revier setzt, fällt nicht ins Gewicht. Sein Großvater hat 30 Jahre in Dortmund gelebt, er hat also einen guten Grund.“ Ein (fast) kleiner Scherz von Dieter, dem treuen Schalker.