Wir glauben, dass diese Weihe ausgehend von den Aposteln durch die Jahrhunderte hindurch weitergegeben wurde, immer wenn Menschen zu Bischöfen geweiht wurden.
Domzeremoniar Gregor Tuszynski
Wie läuft eine Bischofsweihe eigentlich ab? Was ist der wichtigste Moment? Und gibt es Paderborner Besonderheiten? Fragen an Domvikar Gregor Tuszynski, der als Domzeremoniar für den ordnungsgemäßen und würdevollen Ablauf der Feier zuständig ist.
Worin unterscheidet sich die Weihe eines Weihbischofs von der eines Erzbischofs?
Bis auf wenige Details ist es die gleiche Liturgie. Denn es gibt nur ein Bischofsamt. Egal ob Weihbischof, Erzbischof oder Papst, der ja auch „nur“ Bischof von Rom ist: Die Weihegewalt ist bei allen gleich. Sie unterscheiden sich in ihren rechtlichen Vollmachten. Ein Weihbischof kann einen Diakon gültig zum Priester weihen, braucht dafür aber die Erlaubnis seines Bischofs. Während ein Erzbischof nicht nur Priester weihen kann, er lässt die Kandidaten überhaupt erst zur Weihe zu.
Weihe ist das Stichwort: Wie läuft eine Bischofsweihe ab?
Der Weiheakt wird in eine Messfeier eingebunden. Nach der Eröffnung des Gottesdienstes durch Erzbischof Hans-Josef Becker bittet ein Priester darum, den Priester Josef Holtkotte zum Bischof zu weihen. Das soll deutlich machen, dass die Priesterschaft die Weihe unterstützt. Erzbischof Becker bittet wiederum darum, die Ernennungsurkunde des Papstes zu verlesen. Denn letztlich wird ein Weihbischof nicht in Paderborn ernannt, sondern in Rom. Vorgelesen wird die Urkunde von einem Apostolischen Protonotar. Diesen päpstlichen Ehrentitel trägt in unserer Erzdiözese Generalvikar Alfons Hardt.
Wir glauben, dass diese Weihe ausgehend von den Aposteln durch die Jahrhunderte hindurch weitergegeben wurde, immer wenn Menschen zu Bischöfen geweiht wurden.
Domzeremoniar Gregor Tuszynski
Wie geht es dann weiter?
Chor und Gemeinde singen das Gloria, als Ausdruck des Dankes für die Erwählung eines neuen Weihbischofs. Dann folgt der ganz normale Wortgottesdienst mit zwei Lesungen, dem Evangelium und der Predigt des Erzbischofs.
Nach der Predigt kommt die Weihe – wie beginnt sie?
Die Weiheliturgie beginnt mit der Anrufung des Heiligen Geistes. Anschließend muss der ernannte Weihbischof sein Treueversprechen abgeben. In der Öffentlichkeit der Kirche bekundet er seine Bereitschaft, das Amt des Bischofs zu übernehmen, sich weihen zu lassen und das Evangelium zu verkünden, den Glauben treu und unverkürzt weiterzugeben. Er verspricht Gehorsam gegenüber dem Papst, Einheit mit dem Bischofskollegium und Mitarbeit mit den Priestern und Diakonen, mit dem ganzen Volk Gottes.
Und dann?
Nach dem Versprechen folgt die Allerheiligenlitanei. Die Heiligen werden um ihre Fürsprache angerufen, darin eingebettet sind Fürbitten für den Neuerwählten, aber auch für die ganze Kirche. Dabei liegt der Weihekandidat als Zeichen der Hingabe ausgestreckt vor dem Altar. Das nennt man „prostratio“.
Was sind die zentralen Momente der Weihe?
Das sind die Handauflegung und das Weihegebet, direkt nach der Allerheiligenlitanei. Durch diese beiden Riten wird das Bischofsamt tatsächlich übertragen.
Die drei Bischöfe, die den Weihekandidaten weihen, legen ihm nacheinander schweigend die Hände auf
Foto: Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn
Was genau passiert bei der Handauflegung?
Der Weihekandidat kniet sich vor dem Altar hin. Der Erzbischof tritt vor ihn und legt ihm beide Hände aufs Haupt. Auch die beiden Mitkonsekratoren – das sind in diesem Fall Weihbischof Dominicus Meier und Weihbischof Matthias König – legen ihm die Hände auf. Danach tun das alle anwesenden Bischöfe. Das passiert schweigend, ganz in Stille.
Welche Bedeutung hat das Handauflegen?
Es ist ein einfaches Zeichen. Es ist eine gebende, übergebende Geste. Was der weihende Bischof bereits hat, nämlich die Vollmacht des Weihesakramentes, überträgt er auf den Weihekandidaten. Im Neuen Testament steht, dass die Apostel Männer aussuchten, ihnen die Hände auflegten, über sie beteten und dann als Bischöfe oder Diakone einsetzten. Im zweiten Timotheusbrief heißt es: „Entfache die Gnade Gottes wieder, die dir durch die Auflegung meiner Hände zuteilgeworden ist!“ (2Tim 1,6) Wir glauben, dass diese Weihe ausgehend von den Aposteln durch die Jahrhunderte hindurch weitergegeben wurde, immer wenn Menschen zu Bischöfen geweiht wurden. Wir können zwar heute nicht mehr sagen, auf welchen Apostel sich Erzbischof Becker genau zurückführen lässt, wenn er Josef Holtkotte zum Weihbischof weiht. Aber die Reihe der Bischöfe, die wir zurückverfolgen können, ist doch einige Jahrhunderte lang.
Was geschieht beim Weihegebet?
Nach der Handauflegung legt der Erzbischof dem Weihekandidaten kurz ein geöffnetes Evangeliar auf das Haupt. Dieses geöffnete Buch wird anschließend von zwei Diakonen wie ein Dach über seinen Kopf gehalten. Das soll ausdrücken, dass Josef Holtkotte sein ganzes Leben unter das Evangelium stellt. Während die Diakone das Evangeliar halten, singt oder spricht der Erzbischof das Weihegebet. Und im mittleren Teil, wenn es um die Ausgießung des Heiligen Geistes geht, stimmen alle anwesenden Bischöfe ein.
Nach Handauflegung und Weihegebet ist der Weihekandidat Bischof. Warum ist die Weihe an dieser Stelle noch nicht zu Ende?
Nach dem zentralen Moment der Weiheliturgie folgen weitere ausdeutende Riten. Die sollen symbolisch entfalten, was einen Bischof ausmacht, was sein Amt bedeutet. So wird das Haupt des neuen Weihbischofs mit Chrisam gesalbt, einem geweihten Öl, das bei der Taufe, der Firmung oder eben bei der Weihe verwendet wird. Während bei der Priesterweihe die Handinnenflächen gesalbt werden, ist es bei einem Bischof der Kopf. Das ist eine Reminiszenz an die Salbung der Könige und Priester im Alten Testament.
Zwei Diakone halten ein geöffnetes Evangeliar über dem Kopf des Weihekandidaten, während der Erzbischof das Weihegebet spricht
Foto: Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn
Welche Zeichen folgen nach der Salbung?
Da erfolgt die Übergabe des Evangeliars. Denn der neue Bischof soll dieses Evangelium, das der ganzen Kirche anvertraut ist, leben und für die Menschen auslegen. Anschließend werden ihm die drei typischen Zeichen des Bischofsamtes verliehen: Ring, Bischofsstab und Mitra. Der Ring als Zeichen dafür, dass er an die Kirche gebunden ist, ähnlich wie wir es vom Ehesakrament kennen. Der Bischofsstab, der sich aus dem Hirtenstab entwickelt hat, steht für die Leitungsfunktion des Bischofs.
Und was bedeutet die Mitra?
Es gibt eine Anweisung im Buch Exodus: Wenn der Hohepriester die Liturgie des Alten Bundes vollzieht, soll er einen Kopfschmuck tragen. Wie dieser Kopfschmuck aussah, wissen wir nicht. Letztlich gelten aber nach christlichem Verständnis die Bischöfe als Hohepriester. Die Mitra soll also ein Kopfschmuck sein, um die Würde des Amtes zu betonen. Manche deuten die spezielle Form der Mitra mit ihren zwei Höckern vorne und hinten auf die beiden Testamente hin.
Was passiert nach der Übergabe von Ring, Stab und Mitra?
Dann folgt ein letzter Ritus: Der neue Bischof wird an seinen Platz geführt und setzt sich kurz hin.
Wo ist dieser Platz?
Ein neugeweihter Diözesanbischof ergreift symbolisch von seiner Diözese Besitz, indem er sich auf die Kathedra, den Bischofsstuhl, setzt. Ein Weihbischof hat keine eigene Diözese. Ihm wird vom Papst ein Titularbistum zugewiesen. Das ist ein untergegangenes Bistum, in Josef Holtkottes Fall das nordafrikanische Simingi. Weil es keinen Bischofsstuhl von Simingi in Paderborn gibt, setzt er sich auf den ersten Platz der Konzelebranten, das ist der Stuhl rechts neben dem des Erzbischofs (von der Gemeinde aus gesehen links). Zum Abschluss der Weihehandlung steht er wieder auf und der Erzbischof und alle anwesenden Bischöfe geben ihm den Friedensgruß. Um zu zeigen: Wir nehmen dich in unsere Gemeinschaft der Bischöfe auf.
Danach geht die Messe ganz normal weiter?
Genau, dann kommt das Glaubensbekenntnis, die Fürbitten entfallen, weil sie in der Allerheiligenlitanei schon enthalten waren und es geht weiter mit der Gabenbereitung.
Gibt es bei der Bischofsweihe auch Paderborner Besonderheiten?
Die erste Besonderheit findet im Rahmen der Gabenbereitung statt: Der neugeweihte Bischof überreicht dem weihenden Bischof als Dank eine Kerze mit seinem Wappen drauf, zwei Fässchen mit Wein und Brote. Das stammt noch aus dem Weiheritus vor der Liturgiereform und in Paderborn ist dieser Brauch beibehalten worden.
Die zweite Besonderheit bilden die „Laudes regiae“. Das ist ein besonders feierlicher Lobgesang, der im Wechsel von Kantor, Chor und Gemeinde nach dem Schlussgebet gesungen wird. Damit soll noch einmal für den neuen Weihbischof, aber auch für die ganze Kirche gebetet werden. Während die „Laudes regiae“ gesungen werden, segnet der neue Weihbischof die Gemeinde. Danach richtet der neue Weihbischof noch das Wort an die versammelten Gläubigen, bevor der Gottesdienst seinen Abschluss findet.
Pfarrer Josef Holtkotte empfängt am 26. September im Dom die Bischofsweihe. Der feierliche Gottesdienst wird live übertragen. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.