Sowohl die Präsidentschaftswahlen in den USA als auch die Bundestagswahlen in Deutschland im Jahr 2021, die zur Bildung der jetzt aufgelösten Ampel-Koalition geführt haben, seien demokratisch gewesen, macht der Paderborner Weihbischof klar. Er ist auch Mitglied der Kommission der Deutschen Bischofskonferenz für gesellschaftliche und soziale Fragen. „In unserem Mehr-Parteien-System ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal von demokratisch gewählten Koalitionen die Kompromissfähigkeit zum Wohle des Volkes“, so Weihbischof Holtkotte. „Dass die Ampel-Koalition beendet wurde, mag man als richtig oder falsch, als gut oder schlecht terminiert befinden: Es ist und bleibt bitter, wenn Regierungen, die sich auf Basis des Volksvotums gebildet haben – oder bilden mussten –, nicht mehr zu Kompromissen in der Lage sind, aus welchen Gründen letztlich auch immer.“
An einer besseren Welt bauen
Die Frage nach der „Schuld am Scheitern“ sei nicht zielführend, erklärt Weihbischof Josef Holtkotte: Schwarz-Weiß-Denken lasse die komplexe Welt für einen Moment einfacher erscheinen, es helfe aber nicht bei der Bewältigung der realen Herausforderungen. „Undifferenziertheit heizt vielmehr ein destruktives Meinungsklima in der Bevölkerung an, das zu eben dem führt, wovor wir unsere Gesellschaft und unsere Demokratie schützen müssen: Polarisierung, Gespaltenheit, Kompromisslosigkeit, Egozentrik und letztlich Politikverdrossenheit“, ist der Paderborner Weihbischof überzeugt.
Weihbischof Josef Holtkotte beschreibt auch seine Wahrnehmung einer öffentlichen Auseinandersetzung, „in der Sachlichkeit, Besonnenheit und die Offenheit für das Argument des anderen immer weiter in den Hintergrund geraten“. Für den Schutz von Gesellschaft und Demokratie sei jede und jeder verantwortlich. Das fange im Kleinen an: „nicht sofort auf Konfrontation zu gehen, weil uns eine andere Meinung nicht gefällt“ oder dem Gegenüber mit einer offenen Haltung zuhören, unterstreicht Weihbischof Josef Holtkotte „Jede und jeder von uns ist ein Geschöpf Gottes und hat ihre und seine Würde – aber keine und keiner ist der alleinige Mittelpunkt der Welt. Alle sind von Gott mit demselben Existenzrecht geschaffen. Wir sind als Gesellschaft eine Gemeinschaft, in der Werte wie Solidarität und Nächstenliebe nie ihren Platz verlieren dürfen. Sich dies bewusst zu machen und auch zu leben, hilft mit, an einer besseren Welt zu bauen.“