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St. Louis Hospiz in Jerusalem© privat

„Wir müssen ja hoffen!“

In Jerusalem wird ausgerechnet ein Hospiz zum Ort der Hoffnung: Hier arbeiten alle gemeinsam am Frieden unter den Religionen - dem Krieg zum Trotz

Ein Hospiz als Ort der Hoffnung? Das klingt ungewöhnlich, ist aber so. Das Französische Krankenhaus St. Louis, heute ein Hospiz und Pflegeheim, steht als einzige Einrichtung ihrer Art in Jerusalem Mitgliedern aller Religionen offen. Egal ob Israeli oder Palästinenser, „in unserem Hospiz treffen sie als Menschen aufeinander. Und werden alle mit dem gleichen Respekt behandelt“, sagt Alex Hadweh, der Leiter des St. Louis. Deshalb ist er überzeugt: „Wir sind die, die Frieden schaffen. Wir hier in unserem Hospiz.“

Wie sieht diese Friedensarbeit konkret aus? Ein Beispiel: Bei der Belegung der Zimmer werde nicht nach Religionen unterschieden. Einmal hätten ein muslimischer und ein jüdischer Patient auf dem gleichen Zimmer gelegen. „Ihre Familien besuchten sie während der Zeit, die die beiden bei uns waren“, erzählt Hadweh. Und merkten, dass der Schmerz und die Trauer, die sie für ihren im Sterben liegenden Verwandten empfanden, den Gefühlen der anderen Familie glichen. Religion und Politik spielten auf einmal keine Rolle mehr. Über die Zeit der Besuche lernten die Familien sich kennen und freundeten sich schließlich an. „Als der eine Patient vor dem anderen starb, stand die arabische Familie der jüdischen bei, trauerte mit ihr.“ Es sind Geschichten wie diese, die das St. Louis zu einem Ort der Hoffnung machen.

„Heilige Mission: die Sorge für die uns anvertrauten Menschen“

Das Hospiz ist ein christliches Haus, katholische Ordensfrauen laufen im Habit über die Flure. Doch auch für die Mitarbeitenden gilt: Menschen aller Religionen können hier arbeiten. Ihr Zusammenarbeiten gelingt, weil „wir das, was wir hier tun, nicht als Arbeit begreifen. Sondern als heilige Mission: die Sorge für die uns anvertrauten Menschen“, sagt Hadweh. Dazu gebe es zwei klare Regeln: Erstens, Politik muss draußen bleiben. Der Israelisch- Palästinensische Konflikt darf innerhalb der Mauern des St. Louis nicht erwähnt werden. Zweitens: Es ist nicht erlaubt, ein religiöses Streitgespräch zu beginnen.

Statt religiösem Streit wird hier ein besonderer Respekt vor allen drei Religionen gelebt: Im St. Louis werden zu religiösen Festtagen zunächst Gottesdienste für die Angehörigen der jeweiligen Religion organisiert – anschließend gibt es ein Angebot, das allen Patientinnen und Patienten offensteht. Zum Beispiel wird es zu Weihnachten erst eine Messe in der Krankenhauskapelle geben, für alle christlichen Patientinnen und Patienten und Mitarbeitenden. „Danach nehmen wir die christlichen Patientinnen und Patienten mit und klopfen mit ihnen an die Türen der Zimmer, um die muslimischen und jüdischen Patientinnen und Patienten einzuladen.“ Zum gemeinsamen Schmücken des Weihnachtsbaumes. Zu jüdischen und muslimischen Festen läuft es genauso ab. „Die Einladungen werden in 90 Prozent der Fälle angenommen“, sagt Hadweh.

Helfen Sie dem St. Louis!

Sie können diesen Ort der Hoffnung im Heiligen Land mit Ihrer Spende unterstützen über die Deutsche Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem:

Spendenkonto:
DE11 3706 0193 0029 4305 00
BIC: GENODED1
PAXPax Bank eG
Verwendungszweck: St. Louis Hospital, Jerusalem

Arbeitsbedingungen werden schwieriger

Seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 und dem Einmarsch der israelischen Armee in Gaza herrscht Krieg im Heiligen Land. Auch wenn Jerusalem bisher ein relativ sicherer Ort sei, stelle der Krieg das St. Louis vor große Herausforderungen. Die Sirenen bei Raketenangriffen machten den Patientinnen und Patienten Angst. Die Freiwilligen aus dem Ausland fehlten. Doch das größte Problem sei: 28 seiner über 80 Mitarbeitenden lebten im Westjordanland und müssten, wenn sie zur Arbeit kommen wollten, einen der Checkpoints passieren. Das wird immer schwieriger, obwohl medizinisches Personal eigentlich passieren darf. „Wir können die Patienten nicht ohne Versorgung lassen. Es ist das Grundrecht des Patienten, dass da jemand ist, der für ihn sorgt.“

Wie ist es da um die Hoffnung im St. Louis bestellt? „Wir müssen ja hoffen! Aber ich, der ich in dieser Realität lebe, muss sagen: ich habe Hoffnung, aber meine Hoffnung ist klein.“ Hadweh hoffe auf Frieden, aber er sehe angesichts der derzeitigen Eskalation nicht, wie der erreicht werden könne. Seine Mitarbeitenden und er versuchen, weiter ihren Dienst zu tun. Gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten leisten sie einen Beitrag für Versöhnung unter den Menschen und Religionen.

Weihnachtsmagazin 2024: Hoffnung

Hoffnung – der leuchtende Funke, der uns durch die dunklen Stunden trägt und in den freudigen Momenten erstrahlen lässt. Deshalb haben wir das Weihnachtsmagazin in diesem Jahr der Hoffnung gewidmet und berichten von Menschen, die durch ihr Tun und ihren Glauben Hoffnung schenken und verkörpern. Sie können das Magazin hier kostenlos herunterladen.

Ein Beitrag von:
Redakteur

Cornelius Stiegemann

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