Ihr Grundriss umfasst etwa 30 Quadratmeter. Über eine schmale Diele gelangt man in einen Raum mit Küche und Esstisch. Eine Stiege führt hinauf unter das Spitzdach mit Schlaf- und Meditationsraum. Sie ist ein richtiges kleines Tinyhaus, die Klause auf der Dörnschlade, dem mehr als sechshundert Jahre alten Wallfahrtsort in der Gemeinde Wenden am südlichen Zipfel des Sauerlandes. Gelegen auf einem waldreichen Bergrücken in 500 Metern Höhe, eine knappe halbe Stunde Fußweg vom nächsten Dorf entfernt. „Früher habe ich unter Millionen von Menschen gelebt, jetzt unter Millionen von Bäumen“, sagt Pater Norbert Cuypers, der vor nunmehr einem Jahr eingezogen ist, um ein Dasein als Eremit zu führen. Direkt aus dem pulsierenden bunten Berlin kam der Steyler Missionar an diesen Ort. Er hat weder Fernsehen noch Radio. Und auch kein Auto. Aber WLAN hat der Pater, weil er morgens zum Frühstück Podcasts hört. Solche, die von Glauben und Spiritualität handeln. Im größeren weiten Kontext, wie er erklärt. Um den Horizont zu erweitern.
Das Menschsein nicht aus dem Blick verlieren
Horizont ist ein gutes Stichwort. Denn der Grund, warum es Norbert Cuypers in die Stille zieht, ist die Suche nach einem tieferen Verständnis in seiner Beziehung zu Gott, nach seinem inneren Horizont, um im Hören nach innen wesentlicher zu leben. „Ich staune manchmal selbst, wie ich ringen muss, das Eigentliche nicht aus dem Blick zu verlieren und zu hüten, das Menschsein. Im Grunde spürt doch jeder von uns, dass es noch mehr gibt, als das was wir unmittelbar vor der Nase haben. Wir alle sind Sucher. Gottsucher, Wahrheitssucher“, sagt Cuypers und erzählt von den Wüstenvätern, den ersten Aussteigern der Geschichte. Von Antonius, Benedikt, Franziskus. Denen das dekadente Leben zu laut war, die lieber in Höhlen wohnten, um ihre Gedanken auf Gott zu richten.