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Zurück in die Freiheit

Pflege für Greifvögel und Eulen: Wilfried Limpinsel schützt die heimische Natur

Der Satz klingt wie eine düstere Prophezeihung: „Wenn die Vögel sterben, sind als nächstes wir Menschen dran.“ Seit über 40 Jahren führt Wilfried Limpinsel nun schon ehrenamtlich eine Pflegestation für Greifvögel und Eulen. Er ist von kleinauf ein Vogelfreund, liebt die heimische Natur mitsamt den Tieren, die hier leben und weiß um die Bedeutung der Vögel für unser Ökosystem. Kein Zufall, dass die Essenthoer Mühle, wo er lebt und große Volieren für die Vögel besitzt, fast schon paradiesisch gelegen ist: mehrere hundert Meter entfernt von Essenthoer Ortskern, umringt von Bäumen in einem Seitental eines Flusses: der Diemel. Aber wie abhängig sind wir Menschen von den Vögeln?

Jedes Lebewesen hat einen Wert für unsere Welt

Wer recherchiert, stößt schnell auf die „Spatzenkampagne“ Chinas. In Kurzform: 1958 will Herrscher Mao Zedong den Spatz in China ausrotten. Der Vogel fresse zu viel Saatgut und vernichte die Ernte. Also geht China drei Tage lang auf Spatzenjagd – bis zu zwei Milliarden Tiere sterben, so wird es berichtet. Dann stellt sich aber heraus: Die eigentliche Plage ist nicht der Spatz, sondern Heuschrecken und andere Insekten, die sich nach fast kompletter Ausrottung des Spatzen in China ungehindert vermehren. Das ökologische Gleichgewicht kippt, Felder werden kahlgefressen, zahlreiche Menschen verhungern; Bilder, die unweigerlich an die achte Plage in der der Bibel erinnern. Papst Franziskus‘ Worte in seiner Enzyklika „Laudato si“, dass nach Gottes Plan jedes Geschöpf einen Wert und eine Bedeutung besitze, unterstützen das.

Essenthoer Mühle: Vogelschutz aus Leidenschaft

Was Wilfried Limpinsel, 81 Jahre alt, auch jetzt noch antreibt, ist immer gleich geblieben: die Faszination für die heimische Natur und die Vögel. „Ich hatte immer den Eindruck, dass zu wenig für deren Schutz getan wird“, sagt er. In Südost-Westfalen gab es zuvor keine Auffangstation, die sich um verletzte und hilfsbedürftige Greifvögel und Eulen kümmerte. Also gründete Wilfried Limpinsel mit Bewilligung der zuständigen Behörden im Jahre 1980 bei sich eine Pflegestation für die vielen heimischen Greifvögel und Eulen: „Aus Liebhaberei wurde Schutz.“

Wie ein Schwamm das Wasser, sog Limpinsel Wissen über die verschiedenen Vogelarten in sich auf: wo sie leben, was sie ausmacht, wie er Vögel bestmöglich aufpäppeln kann. „Ich bin in der Natur groß geworden. Mich muss niemand von außen zum Vogelschutz motivieren – das kommt alles von innen“, beschreibt der Vogel-Experte, dessen Vogelpflegestation in Nordrhein-Westfalen, Nordhessen und Südniedersachsen eine wichtige Anlaufstelle ist.

Artenschutz heißt Schöpfung Gottes bewahren

Vögel, die durch den Straßenverkehr verletzt werden, aus dem Nest fallen oder sich in Drähten verfangen: Bei Wilfried Limpinsel wird ihnen geholfen – zur Not auch mit tierärztlicher Unterstützung. Weit über 5.000 Vögel hat der Essenthoer zusammen mit seiner Frau mittlerweile gesund gepflegt und wieder freigelassen, fast täglich bringen Polizei, Privatpersonen oder Tierheime verletzte Vögel vorbei. „Ein Fulltime-Job“, sagt der gelernte Elektriker. Seine Pflegestation vergrößerte sich im Laufe der Zeit mehrfach und spezialisiert sich insbesondere auf die Greifvogel- und Eulenarten Deutschlands.

„Greifvögel haben, wie alle Beutegreifer, eine wichtige Funktion im Ökosystem. Durch verschiedene Faktoren wurde allerdings bei vielen Arten ein bedrohlicher Bestandsrückgang verzeichnet“, erklärt Wilfried Limpinsel. Diese Arten als Teil der Schöpfung Gottes zu schützen, das ist seine Lebensaufgabe.  Bei allem gilt aber: „Die Tiere müssen wild bleiben. Für uns ist immer das Ziel: Zurück in die Freiheit mit dem Tier.“

Umweltbewusstsein fördern und stärken

Leider, so Wilfried Limpinsel, wird es für viele heimische Vögel immer schwieriger, zu überleben. „Wir erleben nahezu überall einen Rückgang. Ob bei Schwarzstorch, Kolkrabe, Wendehals oder anderen Arten. Neben einem ausreichenden Nahrungsangebot ist ein geeigneter Lebensraum genauso wichtig – davon gibt es aber immer weniger.“ Wer dem Tierschützer zuhört, erkennt, was ihm die Vögel bedeuten. Die Augen von Wilfried Limpinsel leuchten, wenn er über seine Suche nach einem Raufußkauz erzählt, einer kleinen Eulenart, die vor allem in Nadelwäldern zu finden ist. Jahrelang hat er unzählige Nächte im Wald ausgeharrt und den Rufen der Tiere gelauscht, nur um einmal ein freilebendes Exemplar zu Gesicht zu bekommen.

Einen Funken dieser Leidenschaft will Limpinsel auch an andere Menschen weitergeben. Denn nur was man kennt und schätzt, kann man auch schützen. Auf dem Gelände der Pflegestation hat er ein Infozentrum über die heimischen Vögel errichtet. Immer wieder kommen Besuchergruppen oder Schulklassen vorbei, um mehr über die heimische Vogelwelt zu erfahren. Über Lautsprecher können sie den Rufen der verschiedenen Arten lauschen oder Videos anschauen über Eulen, die man als nachtaktive Jäger fast nie zu Gesicht bekommt.

Der Heilige Franziskus, Schutzpatron der Tiere

Mit der größten Eulenart, dem Uhu, verbindet Wilfried Limpinsel eine besondere Beziehung. Wie der Wanderfalke, war auch der Uhu in Nordrhein-Westfalen schon ausgestorben. Wilfried Limpinsel gehörte dann zu den ersten Menschen, die den Uhu züchteten und wieder in den heimischen Wäldern auswilderten. „Das sind so mächtige Tiere, auf Augenhöhe mit Adlern. Uhus gehören einfach zu unserer Natur.“

Es ist kein Zufall, dass sich an der Essenthoer Mühle ein kleines Heiligenhäuschen befindet, wo jährlich ein Gottesdienst gefeiert wird. Mit einem Abbild des Heiligen Franziskus, Schutzpatron der Tiere. Denn dem Schutz der Tiere hat Wilfried Limpinsel sein Leben verschrieben.

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