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© Erzbistum Paderborn

Zwischen Beruf und Berufung: Arbeiten für die Kirche

Das Erzbistum Paderborn bietet ein breites Spektrum an Ausbildungsberufen und Karrieremöglichkeiten. Doch wie ist es, für die Kirche zu arbeiten? Zwei Auszubildende berichten

Eine Ausbildung bei der Katholischen Kirche – das ist nur was für Menschen, die in der Seelsorge arbeiten wollen? Weit gefehlt! Beim Erzbistum Paderborn kann man auch Erzieher, Hotelfachfrau oder Verwaltungsfachkraft werden. Über das vielfältige Angebot können sich Interessierte am 22. Januar 2022 bei der 2. Digitalen Jobmesse informieren.

Aber wie ist es konkret, als junger Mensch für die Kirche zu arbeiten? Diese und weitere Fragen beantworten Clara Rotthoff und Tanja Espinosa, die im vergangenen Jahr ihre Ausbildungen zur Verwaltungsfachangestellten und zur Pastoralreferentin begonnen haben, im Interview.

Interview mit Clara Rotthoff Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten

Clara Rotthoff ist gebürtige Paderbornerin und hat im Sommer eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten beim Erzbistum Paderborn begonnen. Im Interview spricht sie über den Aufbruch ins Arbeitsleben und beantwortet die Frage, ob sich Akten in der kirchlichen Verwaltung von denen bei Stadt- oder Kreisverwaltung unterscheiden.

Redaktion

Frau Rotthoff, was ist Ihre Aufgabe?

Clara Rotthoff

Die Berufsbezeichnung „Verwaltungsfachangestellte“ sagt es ja schon: Ich beschäftige mich mit der Verwaltung der Kirche. Das betrifft zum Beispiel Immobilien, die die Kirche verwaltet. Die Ausbildung ist so aufgebaut, dass man alle Abteilungen der kirchlichen Verwaltung durchläuft. Ich habe seit Ausbildungsbeginn bereits einige Abteilungen durchlaufen, war etwa in der Registratur oder bei den Pastoralen Diensten. Jetzt gerade mache ich ein Praktikum im Bauamt des Kreises Paderborn.

Redaktion

Wie haben Sie von der kirchlichen Ausbildung erfahren?

Rotthoff

Vor zwei Jahren habe ich ein Praktikum in der Verwaltung des Erzbistums gemacht. Ich wollte mal in einen Bürojob reinschnuppern. Und weil es mir dort total gut gefallen hat, meinten die Kolleginnen und Kollegen schon damals, dass ich mich für einen Ausbildungsplatz bei der Kirche bewerben solle. Sie haben mir auch ihre eigenen Argumente genannt, weswegen sie dort arbeiteten.

Redaktion

Was war Ihnen bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber wichtig?

Rotthoff

Es war mir wichtig, einen guten und sicheren Arbeitgeber zu haben. Und ich wollte in einer größeren Organisation arbeiten. Die Kirche hat in meiner Familie einen hohen Stellenwert, insbesondere durch meine Großeltern. Auch mein Vater hat mir das Erzbistum als Arbeitgeber empfohlen. Deshalb habe ich mir gedacht: Das schaue ich mir mal an. Um mir ein eigenes Bild davon zu machen.

Redaktion

Und was für ein Bild haben Sie nach einem halben Jahr Ausbildung?

Rotthoff

Bis jetzt kann ich nur Positives sagen. Die Atmosphäre ist sehr offen – was die Öffentlichkeit ja nicht unbedingt mit der Katholischen Kirche verbindet. Mit der Ausbildung fängt man einen neuen Lebensabschnitt an. Man wird selbstständiger und sammelt neue Erfahrungen. Aber wenn man bei einem Arbeitgeber ist, bei dem man sich wohlfühlt, kann der Aufbruch ins Berufsleben gelingen. Mein Tipp für die neuen Bewerbenden: Macht euch ein eigenes Bild von Kirche. Ich kann diese Ausbildung und diesen Arbeitgeber auf jeden Fall weiterempfehlen.

Redaktion

Die Kirche ist aber kein Arbeitgeber wie die Kreisverwaltung, oder? Welche Rolle spielt der Glaube in Ihrem (Berufs-)Leben?

Rotthoff

Der Glaube spielt in meinem Leben eine Rolle. Aber vermutlich sieht das bei mir anders aus als bei Menschen früherer Generationen. Mein Glaube ist etwas Persönliches und Individuelles. Aber die Kirche bietet mir ein Angebot, meinen Glauben zu leben. Kirchengebäude können einen Rückzugsort im Alltag sein. Und ich teile die Werte, die die Kirche vertritt, zum Beispiel die Familienfreundlichkeit.

Redaktion

Kann man den eigenen Glauben von der Arbeit trennen, wenn man in einer kirchlichen Verwaltung arbeitet?

Rotthoff

Grundsätzlich kann man das. Aber man muss es ja nicht. Wenn man für die Kirche arbeitet, bekommt man einen näheren Bezug zum Glauben. Auch, weil man sich täglich mit der Institution auseinandersetzt und hinterfragt, wofür diese steht. Im normalen Alltag würde man das eher nicht machen. In meiner täglichen Arbeit in der Verwaltung geht es natürlich nicht immer direkt um den Glauben. Ich habe erst einmal mit den gleichen Akten zu tun wie in der Kreisverwaltung. Aber der Bezug zur Kirche ist da. Denn anders als beim Kreis geht es in kirchlichen Akten nur um Kirche.

Redaktion

Gibt es spirituelle Angebote für die Auszubildenden?

Rotthoff

Für die neuen Auszubildenden gibt es eine Einführungswoche in Hardehausen, zum Kennenlernen, aber auch für den Glauben. Und die Auszubildenden des zweiten Lehrjahrs gestalten den alljährlichen Azubi-Gottesdienst. Das steht für mich in einem halben Jahr an. Ich glaube, mit der Zeit wächst man einfach mit der Kirche zusammen.

Redaktion

Wie soll es für Sie nach der Ausbildung weitergehen?

Rotthoff

Man kann später als Verwaltungsfachangestellte weiterarbeiten oder sich zum Verwaltungsfachwirt fortbilden lassen. Generell ist das Fortbildungsangebot beim Erzbistum Paderborn total groß. Nach meiner Ausbildung würde ich gerne bei der Kirche bleiben. Mich interessieren mehrere Bereiche, aber das Personalwesen spricht mich am meisten an. Vielleicht schiebe ich aber auch noch ein Studium ein und komme später wieder zurück.

 

 

„Mir ist es wichtig, etwas zu bewirken und nicht nur am Schreibtisch zu sitzen. Das, was ich entwickle, kann ich auch direkt umsetzen.“

Tanja Espinosa, Pastoralassistentin in Salzkotten

 

 

Interview mit Tanja Espinosa - Ausbildung zur Pastoralreferentin

Tanja Espinosa kommt aus Soest und hat im vergangenen Jahr die Ausbildung zur Pastoralreferentin begonnen. Das erste Jahr ihrer sogenannten Pastoralassistenz verbringt sie in Salzkotten im neuen Geistlichen Zentrum der Franziskanerinnen und im Pastoralen Raum. Im Interview erzählt sie von ihrer Motivation für diesen Beruf und der Kirche als Arbeitgeberin.

Redaktion

Frau Espinosa, was macht Ihren Beruf aus?

Tanja Espinosa

Zu den Aufgaben von Pastoralreferenten gehören die pastorale Konzeptentwicklung, die theologische Bildungsarbeit und die Begleitung kirchlicher Entwicklungsprozesse. Und natürlich die Verkündigung. Zusätzlich können sie Leitungsfunktionen übernehmen. Das sind sehr vielfältige Aufgabenfelder.

Redaktion

Wie ist die Ausbildung aufgebaut?

Espinosa

Die Ausbildung dauert zwei Jahre. Davon wird man ein Jahr lang in der kategorialen Seelsorge, etwa der Schulpastoral, und ein Jahr in einem Pastoralen Raum eingesetzt. Bei mir ist es so, dass ich mit 80 Prozent meiner Stelle im Geistlichen Zentrum der Franziskanerinnen arbeite. Die restlichen 20 Prozent arbeite ich schon für den Pastoralen Raum Salzkotten.

Redaktion

Was sind Ihre Aufgaben?

Espinosa

Für das Geistliche Zentrum mache ich beispielsweise die Öffentlichkeitsarbeit und gestalte liturgische Angebote. Weil sich das Projekt noch im Aufbau befindet, leite ich auch die Steuerungsgruppe dafür. Im Pastoralen Raum entwerfe ich zum Beispiel ein neues Firmkonzept mit Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen und organisiere die Ausbildung der Wort-Gottes-Feier-Leitenden, die ich im Anschluss an den Kurs in ihren Tätigkeiten auch noch weiter begleite.

Redaktion

Konzeptentwicklung und Steuerungsgruppen – das klingt nach viel Schreibtischarbeit.

Espinosa

Mir ist es wichtig, etwas zu bewirken und nicht nur am Schreibtisch zu sitzen. Das, was ich entwickle, kann ich auch direkt umsetzen. Ich habe in meinem Beruf viel Freiraum und Möglichkeiten, Neues auszuprobieren. Gerade in der Coronazeit versuche ich, den Glauben für die Menschen durch verschiedene Angebote erfahrbar zu machen.

Redaktion

Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen?

Espinosa

Der Glaube hat schon immer eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt. Jahrelang war ich als Pfadfinderin aktiv, habe mich ehrenamtlich in meiner Heimatgemeinde engagiert und durfte auf Weltjugendtagen die Erfahrung machen, dass der Glaube Menschen auf der ganzen Welt miteinander verbindet. Nach dem Abitur war ich als Missionarin auf Zeit in Argentinien. Mir war klar, dass ich auch in meinem Beruf etwas Soziales machen, mit Menschen umgehen möchte – und dass der Glaube in meinem Arbeitsalltag präsent sein soll. Deshalb habe ich an der Katholischen Hochschule Paderborn das Studium der Religionspädagogik aufgenommen, mit dem Ziel: Gemeindereferentin.

Redaktion

Dabei ist es aber nicht geblieben?

Espinosa

Nach einem Jahr bin ich an die Universität Paderborn gewechselt und habe dort Spanisch und Katholische Theologie auf Lehramt studiert. Mein Schwerpunkt lag dabei immer auf der Theologie. Nachdem ich meine Masterarbeit mit summa cum laude bestanden und das Angebot von Prof. Dr. Klaus von Stosch erhalten habe, meine Doktorarbeit in der Systematischen Theologie zu schreiben, habe ich mich bewusst für die Praxis entschieden und die Ausbildung zur Pastoralreferentin begonnen.

Redaktion

Warum?

Espinosa

Der Beruf des Pastoralreferenten ist sehr vielseitig und lebendig, man kommt mit unterschiedlichen Menschen in ganz verschiedenen Kontexten in Kontakt. Ich bekomme mit, was sie beschäftigt und kann für sie da sein. Das ist sehr erfüllend. Außerdem möchte ich aus meinem Glauben heraus die Kirche von morgen aktiv mitgestalten.

Redaktion

Um Pastoralreferentin zu werden, muss man nicht zwingend Theologie im Vollstudium absolviert haben?

Espinosa

Man kann die Ausbildung als Volltheologe oder nach einem Lehramtsstudium beginnen. In der Regel muss man dann aber einige Inhalte und Prüfungen nachholen, die nicht Teil des Lehramtsstudiums waren.

Redaktion

Wie ist das denn mit dem Glauben, wenn man für die Kirche arbeitet?

Espinosa

Im Studium war die Beschäftigung mit meinem Glauben eher theoretisch, in der Praxis hat er sich verändert. Durch die Begegnung mit anderen Menschen, im gemeinsamen Sprechen und Teilen des Glaubens, ist noch einmal eine tiefere Beziehung dazu entstanden.

Redaktion

Wie ist die Kirche als Arbeitgeberin?

Espinosa

Für die Kirche zu arbeiten heißt: Mit Menschen zu arbeiten. Es geht nicht um Profit, sondern um den Menschen. Mir ist das sehr wichtig. Deshalb kann ich mich damit identifizieren, zur Arbeit in der Kirche berufen zu sein. Als Mitarbeiterin bietet mir die Kirche wiederum durch viele Fortbildungsangebote die Möglichkeit, meine Stärken und Fähigkeiten weiterzuentwickeln.

Redaktion

Wissen Sie schon, wo Sie als nächstes eingesetzt werden?

Espinosa

Das weiß leider noch nicht. Gerne möchte ich auch das zweite Assistenzjahr in Salzkotten bleiben, da mir meine Arbeit hier sehr viel Freude bereitet und ich großartige Arbeitskolleginnen und -kollegen habe.

Die Zweite Digitale Jobmesse

Informationsveranstaltung zur Berufsvielfalt im Erzbistum Paderborn

Am 22. Januar 2022 findet die zweite digitale Jobmesse des Erzbistums Paderborn statt. In der Zeit zwischen 10 Uhr und 16 Uhr werden die vielfältigen Berufsmöglichkeiten im Erzbistum Paderborn in digitalen Räumen vorgestellt. Im Austausch mit den Fachverantwortlichen für die verschiedenen Berufsgruppen können Sie sich in Videokonferenzen über das Lernen, Studieren und Arbeiten im Erzbistum Paderborn informieren.

Hier finden Sie weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung

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Ein Beitrag von:
Redakteur

Cornelius Stiegemann

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