„Erzbischof Lorenz Kardinal Jaeger war kein unpolitischer Bischof“, stellt Professorin Dr. Nicole Priesching als Vorsitzende der Kommission für Kirchliche Zeitgeschichte im Erzbistum Paderborn nach der dritten Fachtagung zu Kardinal Jaeger (1892 – 1975), dem früheren Erzbischof des Erzbistums Paderborn, fest. Rund 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Deutschland trafen sich auf Einladung der Kommission in der Katholischen Akademie in Schwerte zum Thema „Lorenz Kardinal Jaeger als Kirchenpolitiker“. Ihr Austausch ist Bestandteil eines umfassenden Forschungsprojektes, das die wissenschaftliche Auswertung des Nachlasses von Kardinal Jaeger unter unterschiedlichen Gesichtspunkten erarbeitet.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg habe Lorenz Kardinal Jaeger als Vermittlungsinstanz bei den britischen Besatzern agiert, konkretisiert Professorin Priesching, Professorin für Kirchengeschichte und Religionsgeschichte an der Universität Paderborn, das politische Wirken des ehemaligen Paderborner Erzbischofs. Er habe sich zudem „nicht unproblematisch bei diversen Entnazifizierungsverfahren“ engagiert, regen Kontakt zu Politikern der Bundesrepublik Deutschland gepflegt und sich für gesellschaftspolitische Anliegen der Kirche eingesetzt. „Er war immer wieder als Informationsbeschaffer, Vermittler, Ansprechpartner und Netzwerker gefragt“, fasst die Kirchenhistorikerin die Ergebnisse der Fachtagung zusammen.