Unfälle mit Folgen
Eine ungeschickte Bewegung in der Küche, eine kurze Unaufmerksamkeit beim Spiel – und schon ist es passiert… Davon kann jedes Kind im Zentrum für Brandverletzungen im ägyptischen Assiut seine eigene, schmerzhafte Geschichte erzählen. Die achtjährige Malak stieß beim Spiel versehentlich einen Kessel mit kochendem Wasser vom Herd und erlitt dabei schlimme Verbrühungen an den Beinen. Noran packte draußen ihre Spielsachen zusammen, als sie an ein offen liegendes Stromkabel stieß und einen Kurzsschluss auslöste. Ihr Gesicht wurde dabei großflächig verbrannt. Yousef lag krank auf dem Sofa, als der Wasserkessel neben ihm umkippte und die heiße Flüssigkeit ihn an Brust, Rücken und Beinen verbrühte. „Wenn ich andere Kinder mit Verbrennungen sehe, tut mir das selbst weh, weil ich weiß, wie groß ihre Schmerzen sind“, sagt der Elfjährige.
Einzigartige Hilfe für Brandverletzte
Um Kindern wie Malak, Noran und Yousef zu helfen, wurde 1989 das Programm für Brandverletzte in Assiut (Assiut Burns Programme, kurz ABP) gegründet. Die Stadt liegt in Oberägypten, einer sehr armen Region. Rund ein Drittel der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Die Familien wohnen oft in beengten Verhältnissen. Gekocht wird auf billigen Kerosin- und Gaskochern. Es gibt keinen Brandschutz. Immer wieder kommt es zu Unfällen mit schweren Verletzungen. Nur wenige Menschen können sich die nötige medizinische Behandlung leisten. Das ABP ist die einzige Einrichtung dieser Art in der Region. Kinder aus armen Familien werden hier kostenlos behandelt. Jährlich nimmt die Einrichtung 1.500 bis 2.000 Menschen mit Verbrennungen auf. Fast zwei Drittel der Patientinnen und Patienten sind Kinder. „Während defekte Gasöfen oft schlimme Explosionen verursachen, verbrennen Kinder sich vor allem an heißen Flüssigkeiten oder verletzen sich durch Elektrizität“, erklärt Hany Mokhtar, Direktor des Zentrums.
Äußere und innere Narben
Wochen oder gar Monate dauert die Behandlung, bis nach Operationen, regelmäßigen Verbandswechseln und Physiotherapie die Verletzungen geheilt sind. Was bleibt, sind die äußeren, aber vor allem die inneren Narben. Auch hier hilft das Team um Hany Mokhtar. In Feriencamps werden Kinder mit entstellenden Brandverletzungen psycho-sozial begleitet. Sie lernen, ihre Traumata zu verarbeiten und neues Selbstvertrauen zu entwickeln.