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Erzbistum Paderborn
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© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Der heilige Liborius

Wie die Reliquien des hl. Liborius nach Paderborn gelangten, die Bruderschaft zwischen Paderborn und Le Mans und die Medaille für Einheit und Frieden.

Wie die Reliquien des hl. Liborius nach Paderborn gelangten

Die Liboriusreliquien gelangten aufgrund der Großmütigkeit eines Mannes von Westfranken nach Paderborn: Der damalige Bischof von Le Mans, Aldrich, machte sie Badurad, seines Zeichens Bischof von Paderborn, zum Geschenk. Aldrich und Badurad waren beide gebürtige Sachsen und hatten wiederholt eine Weile am kaiserlichen Hof Ludwigs des Frommen gelebt.

Die Vertrautheit zwischen den beiden Männern war sicher ein wichtiger Grund für dieses wertvolle Geschenk. Badurad reiste bis zur Überführung der Reliquien im Jahr 836 mehrmals nach Westfranken, etwa zur Weihe der Grabeskirche des Märtyrers Quentin. Dort erlebte er anschaulich mit, was er nur Monate später in seiner Paderborner Domkirche feierlich nachvollzog: die Erhebung der Gebeine eines Heiligen.

Bund ewiger Bruderschaft zwischen Paderborn und Le Mans

Was Badurad und Aldrich in die Wege geleitet hatten, wurde schließlich von Kaiser Ludwig dem Frommen endgültig veranlasst: Er gab den Befehl, die Reliquien des hl. Liborius nach Paderborn zu übertragen. Im Frühling des Jahres 836 reiste eine Paderborner Delegation nach Le Mans, um die Gebeine des Heiligen in Empfang zu nehmen. Schon die Erhebung der Reliquien in der Zwölfapostelkirche war nach der Überlieferung von zahlreichen wunderbaren Zeichen begleitet. So soll sich, als der Leib des Heiligen aus den Gräbern gehoben wurde, in der ganzen Kirche ein wundervoller Geruch verbreitet haben.

Die Übergabe der Reliquien begründete den Bund ewiger Bruderschaft zwischen dem Erzbistum Paderborn und dem Bistum Le Mans. Zum Pfingstfest kehrte die Gesandtschaft mit den Reliquien nach Paderborn zurück.

 

Die Verehrung des hl. Liborius in der Neuzeit

Zu einem Kultaufschwung trug das Schicksal der Paderborner Liboriusreliquien in den Wirren des 30-jährigen Krieges bei: 1622 eroberte der protestantische Herzog Christian von Braunschweig auf der Suche nach einem Winterquartier die Stadt Paderborn. Dabei plünderte er den Domschatz, auch den Schrein mit den Reliquien des hl. Liborius. Auf einem Feldzug, der ihn nach Elsass-Lothringen führte, verkaufte er den Schrein an den Rheingrafen Philipp Otto, der ihn auf das Schloss seiner katholischen Gemahlin nach Nancy bringen ließ.

Als das Paderborner Domkapitel den Aufenthaltsort der Reliquien erfuhr, gelang es ihm, den Schrein zurückzukaufen. 1627 konnten die Reliquien wieder im Hochaltar des Domes beigesetzt werden. Der Silberschmied Hans Krako hatte zu diesem Anlass einen neuen kostbaren Schrein für die Reliquien gefertigt, der bis heute bei den Libori-Prozessionen durch Paderborn mitgeführt wird.

 

Bestand des Bistums gesichert

Auch kirchenpolitisch erlangte die Liboriusverehrung große Bedeutung: Als die Friedensverhandlungen zur Beendigung des 30-jährigen Krieges geführt wurden, fürchtete man in Paderborn, das Bistum könnte aufgelöst und Hessen zugeschlagen werden. Das Domkapitel bat daraufhin das Domkapitel von Le Mans, sich beim französischen König Ludwig XIV. für den Erhalt des Bistums einzusetzen. Tatsächlich stellte der König 1647 eine Protektionsurkunde aus, was den Bestand des Bistums sicherte. So hatte sich der Bund zwischen Le Mans und Paderborn erneut bewährt.

Nach dem 30-jährigen Krieg entstanden im 17. und 18. Jahrhundert neue Kapellen, Bildstöcke und Statuen zu Ehren des Diözesanpatrons: in Lothringen, in Bonn und Münster sowie im fernen Italien.

 

Die Liborius-Medaille für Einheit und Frieden

Im Jahr 1977 stiftete Erzbischof Dr. Johannes Joachim Degenhardt im Vorfeld der ersten direkten Wahlen zum Europäischen Parlament die „St.-Liborius-Medaille für Einheit und Frieden“. Sie wird an bedeutende Persönlichkeiten verliehen, die sich auf christlicher Grundlage um die friedliche Einheit Europas verdient gemacht haben.

Bisherige Preisträger sind Leo Tindemans, ehem. Ministerpräsident des Königreiches Belgien (1977), Jan Kardinal Willebrands, ehem. Präsident des Sekretariates für die Einheit der Christen (1982), Pierre Pflimlin, ehem. Präsident des Europäischen Parlaments (1986), Csilla von Boeselager, Gründerin des Ungarischen Malteser-Caritas-Dienstes (1992), Wladyslaw Bartoszewski, Außenminister der Republik Polen (1997), und 1999 Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler a. D. der Bundesrepublik Deutschland.

2002 wurde die Liborius-Medaille an Erzherzog Otto von Habsburg verliehen, 2007 an Jean-Claude Juncker, Premierminister des Großherzogtums Luxemburg.

Mehr Infos zur Liborius-Medaille

Das Leben von Paderborns Schutzpatron

Wir haben mit Professor Hans-Walter Stork, Leiter der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek in Paderborn, gesprochen, der uns mehr über das Leben des heiligen Bischof von Le Mans erzählt hat.

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