Von Beginn an haben Christinnen und Christen dem Leiden und Sterben Jesu gedacht. In Jerusalem besuchten sie dabei nacheinander zwei historische Orte: das Haus des Pilatus, wo Jesus verurteilt wurde, und den Berg Golgotha, auf dem das Kreuz stand.
Zwischen der Stelle, an der das Haus des Pilatus gestanden haben soll, und Golgotha liegen ungefähr anderthalb Kilometer. Diese Strecke wird im 14. Jahrhundert von den Franziskanern als Weg mit mehreren Stationen gestaltet – deren Inhalt entweder auf biblischer Überlieferung fußt oder auf kirchlicher Tradition. Die Gläubigen können ihn gehen und dabei das Leiden Jesu meditieren. In Jerusalem heißt dieser Weg „Via Dolorosa“ („Schmerzensreiche Straße“). Über die Franziskaner und Pilgerinnen und Pilger findet der Kreuzweg Verbreitung in der Welt.
Zunächst gibt es Kreuzwege nur in Kirchen des Franziskanerordens. Doch die Andachtsform erfreut sich bald großer Beliebtheit und wird fester Bestandteil in jeder Pfarrkirche. Heute findet man die gemalten oder plastischen Darstellungen der Kreuzwegstationen meist an den Wänden des Kirchenraumes, darüber ein kleines Kreuz.
Wie viele Stationen hat ein Kreuzweg?
Ein klassischer Kreuzweg hat 14 Stationen. Die heute übliche Reihenfolge gibt es so seit dem 17. Jahrhundert. Die erste Station des Kreuzwegs ist die Verurteilung Jesu durch Pilatus, dann nimmt Jesus das Kreuz auf sich. Mehrere Male fällt er unter dem Kreuz, begegnet seiner Mutter Maria, der heiligen Veronika mit dem Schweißtuch und den weinenden Frauen. Simon von Zyrene hilft ihm, das Kreuz zu tragen. Schließlich wird Jesus seiner Kleider beraubt und ans Kreuz genagelt. Er stirbt am Kreuz. Der Kreuzweg endet damit, dass Jesu Leichnam ins Grab gelegt wird.
Mancherorts gibt es auch Kreuzwege, die eine 15. Station haben. Diese zeigt das leere Grab, die Emmausjünger oder die Grabeskirche in Jerusalem – Darstellungen, die die Auferstehung Jesu versinnbildlichen.