Martin der Beschützer
„Ach, Opa“, ruft Christina, „du musst die Geschichte schon richtig erzählen und nicht so schnell machen! Du musst zuerst fragen, was wir vom heiligen Martin wissen.“ „Also gut“, sagt Opa. „Fangen wir mit dem heiligen Martin an. Was wisst ihr von ihm? Das habt ihr natürlich wieder vergessen. Darum verrate ich es euch. Geboren wurde Martin im Jahr 316 oder 317. Das ist lange vor unserer Zeit, mehr als eintausendsiebenhundert Jahre. Damals herrschten die Römer über fast ganz Europa.
Auch die Stadt Savaria, in der Martin geboren wurde, gehörte zum Römischen Reich. Heute liegt das in Ungarn. Die Römer hatten viele Soldaten. Die mussten immer neue Gebiete erobern und danach aufpassen, dass die Menschen in den eroberten Gebieten keine Aufstände machten.
Auch Martins Vater war Soldat, sogar ein Offizier, der das Kommando über viele Soldaten hatte. Der Vater wollte, dass auch sein Sohn Martin Soldat wird. Also wurde Martin schon als Jugendlicher in Soldatenkleidung gesteckt, bekam ein Schwert und alles, was sonst noch dazugehört. Obwohl Martin das nicht wollte, wurde er ein guter Soldat und sogar als Leibwache des Kaisers Konstantin eingesetzt. Leibwache ist so etwas wie ein Beschützer. Und der Kaiser war der Chef vom ganzen Römischen Reich. Martin hatte also eine ganz wichtige Funktion und viel Verantwortung.
Er teilte den Mantel
Ungefähr zwei Jahre nachdem Martin zum Militär musste, war er im Norden von Frankreich als Reitersoldat eingesetzt. Einmal, an einem kalten Wintertag, ritt er mit anderen Soldaten draußen herum und traf am Stadttor der Stadt Amiens auf einen Bettler, der nur ein paar Lumpen anhatte. Die anderen Soldaten kümmerten sich nicht, aber Martin wollte dem frierenden Mann helfen. Martin hatte nichts dabei, was er dem Mann hätte geben können. Er hatte nur seinen eigenen Mantel und sein Schwert. Also schnitt er mit dem Schwert seinen Mantel entzwei und gab das eine Stück dem Bettler.
Die Geschichte mit dem Mantel sollte Martin berühmt und zu einem Vorbild für die Christenheit machen. Bis dahin verging aber noch einige Zeit – Martin war damals ja noch ein Jugendlicher. Zunächst ließ er sich taufen und schied bald darauf aus dem Militärdienst aus. Er wurde Schüler des Bischofs von Poitiers, der Hilarius hieß. Von ihm erhielt er den Auftrag, zu den Völkern zu gehen, die noch keine Christen waren. Die Hoffnung war, dass er diese vom Glauben an Jesus überzeugen konnte.